Socials - Seite 8

BIKINI A-TOLL

Das Thermometer erreicht in Gänze
die allgemeine Schwitze-Grenze.
Schon entblättert sich die Welt,
wird auf blank-gezogen umgestellt.
Der Anstand schreibt dabei die Regel,
bist du Schlampe oder Flegel,
auch Erlaubtes tuen - lieber nicht,
nicht allen steht das zu Gesicht.
Mit einem Biergeschwür zu leben,
kann manch frohe Stunde geben,
nicht viele sind adonis-gleich,
kommen aus dem Heldenreich,
sind durchtrainiert und schwabbelfrei,
kurz ein perfekter Nackedei.
Ganz offenherzig und im Vertrauen
auf ihre Reize leben Frauen,
falls die Natur so gnädig war
und sie üppig damit versah.
Dann - ja dann ist alles klar
und ein Bikini wunderbar.

DIE RADFAHRT

Welch wundervolle Tour
durch Feld und Wald und Flur,
entlang des klaren Baches, schön
und durch beschatteten Alleen.
In der Mittagsglut wie Blei
ziehen Honschaften vorbei,
verschlafene Höfe grüßen,
Schatten sollst du genießen.
Erste Stoppelfelder zeigen
es beginnt der Erntereigen,
der Nießbrauch an der Natur,
wie schon tausendfach zuvor.
Mediterran schmeicheln die Lüfte,
erdig-würzig sind die Düfte,
begleiten mich ans Ziel,
mit wohlig erfülltem Gefühl,
leg ich die alten Glieder hin,
da ich doch arg gerädert bin.

FREIHERR VON DRAIS

Zweirad, ein wundersam Gerät,
ist schneller als ein Pferd,
gleitet wie von Wunderhand
über Stock und Stein und Sand.

Mit etwas Müh' bergan,
gehts um so flotter dann,
talwärts und auf der Chaussee,
rasend wilde Fahrt - juchee!

Da fliegen Rock und Binder,
manchmal auch der Zylinder.
Platz da! in den Gassen.
Diese Raser, kaum zu fassen.

Wer mit solch Maschine reist,
ist wahrlich und wahrhaftig draist.

ALLÜBERALL ALL

Mein Blick vom Sternenhaufen,
ist nur zum Haare raufen
alles ist hier ungewohnt:
Der Blick sucht nach dem Horizont.
Vorne, hinten, oben, unten,
Orientierung ist verschwunden.
Osten, Westen, Norden, Süden,
die Kompaßnadel unentschieden.
Endlosigkeit vor meinen Augen,
keine Relationen taugen.
Ewigkeit zu meinen Füßen
und Uralt-Galaxien grüßen.
Da zieht mich an, ein schwarzes Loch,
ich schau zurück und rufe noch – noch – noch – no….

IM SETZKASTEN

Bleierne Lettern von A - Z,
liegen säuberlich getrennt,
alle fein in ihrem Bett,
jeder Andere wär fremd.

Vom Setzer nach und nach,
zu einem Wort gegossen,
‚Wir sind zusammen stark',
meinen die Artgenossen.

Plötzlich ein Geschrei,
seht doch nur da drüben,
" 友谊", diese Kritzelei.
Was sind das bloß für Typen?

友谊 = Freundschaft

DER GEIST VON MALENTE

Im nächtlichen Gewölbe
schleicht ein Geist umher,
es ist stets derselbe,
es kommt kein neuer mehr.
Drum lasse ich ihn schleichen,
er tut ja keinem weh,
sucht bloß nach seinesgleichen
und Gerd Müllers großen Zeh.
Was einst gelang am Ende,
zuvor ins Wanken kam,
mit Sparwassers Legende
entstand die Fußballscham.
Doch aus der größten Schmach,
aus Trümmern - wie zumeist,
entstieg auch hier hernach,
ein neuer, starker Geist.

NATURGEWALTEN

Manchmal ist die Stimmung high
und lebensfroh sind alle Träume,
es schlägt die Seele Purzelbäume
und der Geist ist vogelfrei.
Lang hält diese Phase nicht,
am Horizont ein Donnergrollen,
Dämonen ihren Anteil wollen
und lehren dich Verzicht.
Ein Kampf mit den Giganten,
kostet dich Kraft und Biss,
doch Weltschmerz und Tristesse,
in dir den Meister fanden.

Es gibt beim Wetter, wie beim Gefühl,
Hochs und Tiefs im Wechselspiel.

WECHSELJAHRE

Im Alter wechselt bei ihm und bei ihr,
die Haut von Seiden- zu Krepp-Papier.
Aus süßen Grübchen werden Gruben,
Selbst schelmische Fältchen um die Augen,
können nun zum Canyon taugen.
Und das erschlaffte Unterfell
verändert die Konturen schnell.
Es gilt der einst so flotte Hengst,
inzwischen nur als Schreckgespenst
und die damals strohblonde Stute,
ist grau und geschrumpft, die gute,
macht nun leicht gebeugt Galopp
und alle hundert Meter stopp,
trabt weiter Richtung Altenheim,
zur Hengstparade am ‚Haus Sonnenschein‘.

WENN EINER EINE REISE ...

Wir reisen fort, zu fremden Landen,
welche wir am Globus fanden
und dabei sind mit einem Wisch,
hundert Meilen schnell vom Tisch.
Doch in natura, hier in Bälde,
ist das lange nicht dasselbe.
Da sind Meilen eben Meilen
und man muß sich schon beeilen,
will man das schaffen, bei der Geschichte,
was man einst so lässig wischte.

INTELLEKTUELLER DURST

Er ist stets mit sich im reinen,
ihn kümmert nicht was andre meinen,
gibt seinen Senf oft ungefragt
zu allen Dingen, die man sagt,
hat tausend Sachen schon erlebt,
wovon mancher nichts versteht.
So ist er einsam in seiner Welt,
die meiste Zeit auf sich gestellt,
selten trifft er seinesgleichen,
der könnte ihm das Wasser reichen.

GLAUBEN; WISSEN; SEHEN

Wenn Kirchenglocken rufen
oder der Muezzin vom Turm,
Gläubige eilen zu den Stufen,
von ihrem Heiligtum.
Liegen dort devot im Staube,
senken andächtig den Blick,
denn beherrschend ist der Glaube,
unbedeutend ihr Geschick.
Uralte Regeln und Gebote
seien göttlicher Natur,
das schreiben Religionen
den Anhängern so vor.
Es verwundert nicht indessen,
der moderne Mensch im Glauben,
vertraut immer mehr dem Wissen
und seinen eignen Augen.

TAUWETTER

Es war einmal - der Schnee von gestern,
die helle Tünche war bestellt,
verdeckte beide böse Schwestern,
Missgunst und den Hass der Welt.

Nun taut die weiße Unschuld weg,
offenbart uns was darunter liegt,
sichtbar sind Morast und Dreck,
die es dort schon lange gibt.

Was bleibt, ist endlich aufzuräumen,
Schluss mit derart Quälereien,
wir sollten keine Zeit versäumen,
oder es muss kräftig schneien.

AUFSCHIEBERITIS

Ich habe wirklich dran gedacht,
den Termin schon lang vor Augen,
doch kommt eine fremde Macht,
muß ein Kompromiss nun taugen.

Warum bloß, um Himmels Willen,
übers Knie die Dinge brechen,
kann man nicht ruhig und im Stillen
über alles nochmal sprechen?

Ein Tag später, meine Güte,
davon geht die Welt nicht unter.
Hast und Eile, alte Hüte,
zieh‘n nur die Moral herunter.

Ich verspreche, liebe Leute,
quasi umgehend und prompt,
die Sache für erledigt heute,
wenn nichts mehr dazwischenkommt.

HOHE DIPLOMATIE

Zwei Scharmützel trafen sich,
um endlich mal zu sprechen.
Das klang sehr absonderlich,
man wollte sich ja rächen.

Schnell jedoch war beiden klar,
was zwischen ihnen schwelte,
war aufgebauscht und sonderbar,
ein wahrer Anlaß fehlte.

Verflucht die Intrigantenschar,
die über Jahre tätig war,
für eigene Interessen nur
auf ein falsches Feindbild schwor.

WEIHNACHTSTRAGIK

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,
die fielst in frühen Morgengrauen.
Bist entwurzelt und gefangen,
uns ins Netz gegangen.
Sollst fixiert zuhaus' beizeiten,
Besinnlichkeit bei uns verbreiten.
Bepackt mit Tand und Plunder,
stirbst du dann doch, kein Wunder.
Die Tragik an der Geschichte,
du bist meistens eine Fichte.

WEICHE WEIHNACHT

Wind schüttelt den kleinen Baum,
die Weihnachtsdeko hält sich kaum.
Rote Schleifen zappeln aufgeregt,
wenn das Astwerk sich bewegt.
Silberkugeln, Sterne winken,
Lichterkette läßt sie blinken.
Die Sternenspitze droben bangt,
wenn in den Böen alles schwankt.

Dicke Tropfen auf dem Fensterglas
bilden lange Schnüre aus,
immer neue drängen heran,
knüpfen Perlenglasvorhang.
Flüssigschnee rieselt’s zur Stund,
das gibt zu großer Sorge Grund.
Bleibt der beladene Weihnachtsschlitten,
in all dem Moder vielleicht stecken?

GEDANKENSPIEL

Es geistert umher ein Gedanke,
er bleibt nicht lange am Ort,
huscht mal von hier nach dort,
versteckt hinter einer Schranke
und dort in seinem Revier,
spielt er sein Spielchen mit mir,
wenn ich denke, ich krieg dich doch,
dann ist da dieses schwarze Loch.
Doch plötzlich zu meinem Glück
entdecke ich sein Versteck:
Hab ich dich endlich erwischt,
du kleiner Taugenicht,
das machst du nicht mehr mit mir,
ich bring dich jetzt zu Papier!!

JAHRES-ULTIMO

Kalender, Kalender,
mein Lebenszeitenspender,
dir geht es in diesen Tagen,
deutlichst an den Kragen,
abgerissen, sichtlich schlapp,
schaust du auf mich herab.
Ein einzig Blatt noch hängt,
das letzte Stunden schenkt,
bevor dies Jahr, mit viel Tamtam,
zur Geschichte werden kann.
War auch nicht alles pures Glück,
wehmütig schauen wir zurück,
versinkt doch die gelebte Zeit,
im Schlunde der Vergangenheit.

Obwohl,
Hoffnung macht sich breit,
dein Nachfolger liegt schon bereit.

DER FLUCH

Leere Blätter füllen,
danach enttäuscht zerknüllen.
Manisch ist dieser Drang,
wie ein innrer Zwang.
Doch ab und an ein Blatt,
bleibt wohl bedacht und glatt,
wird wie ein Schatz gehütet
und zur Verwendung eingetütet.
Am End führt dieser Fluch,
gar zu einem Taschenbuch.

ZU SILVESTER

365 Tage,
davon viele eine Plage,
doch im Rückblick, usw.,
waren einige auch heiter.
So mußte man bei manchen Sachen,
tatsächlich auch ein paar Mal lachen.
Drum war das Jahr keineswegs fade,
eher wie Zitronenmarmelade,
bitter und doch süß zugleich
und auch nicht schlechter im Vergleich,
mit vielen anderen Kandidaten,
die uns das Ende ‚raten taten‘.

Allen Verschwörern meinen Gruß,
WIR bestimmen nicht den Schluß.
Eines ist klar, wie Klosterbrühe,
Zukunft beginnt - morgen in der Frühe.