Sinniges - Seite 2

PRINZIP HOFFNUNG

Wie ein Schraubstock um dein Herz,
wie Beton im Magen,
verstehst auch nicht den kleinsten Scherz
und was andre zu dir sagen.
Dein Tunnelblick zerstört das Sehen,
liebe Worte klingen schal,
warum ist das nur geschehen
und das Dasein eine Qual?
Finsternis als Seelenplage
die kein Sonnenstrahl durchbricht,
doch sieh - an einem fernen Tage,
am Horizont ein winz‘ges Licht.

PROLOG DEM KINDE

Seit nunmehr 40 Wochen
läßt du auf dich warten,
ach, wärst du endlich aufgebrochen
dein Lebensweg zu starten.
Was er dir alles bringen mag,
das wissen wir leider nicht,
das Schicksal formt dir jeden Tag
mit Schatten und mit Licht.
Wir können dabei dergestalt
nur ein paar Wünsche hegen
und die sind, daß du möglichst bald
und glücklich, froh wirst leben.

SCHWEIGEMINUTE

AUGEN  -  die Augen zum Boden gesenkt,
in stiller Einkehr man deiner gedenkt.
BILDER  -  die Bilder spulen zurück,
suchen die Augenblicke voll Glück.
GEFÜHLE  -  die Gefühle sind wieder da,
wie sie mal waren vor einem Jahr.
GERÜCHE  -  die Gerüche sind so vertraut,
von deinem Atem und deiner Haut.
LACHEN  -  dein Lachen dringt in mein Ohr,
so hell und so klar wie eh zuvor.
SEELE  -  deine Seele erfüllt diesen Raum,
sagt, das ist nur ein böser Traum.
GEDANKEN  -  alle Gedanken zu deinem Pläsier,
die 60 Sekunden gehör'n alleine nur dir.

STERNENSTAUB

Hohe Eichen, lange Schatten,
der Kiesweg ehrenmal-gesäumt,
hier läßt man seine Lieb‘ bestatten,
oder einen guten Freund.

Morscher Stein, verwischte Schrift,
gar verwildert ist das Grün,
Vergänglichkeit auf Dasein trifft,
oh, Mensch, du mußt verstehn.

Ehernes Denkmal, Tadsch Mahal,
ein ewig Leben sagt der Glaube,
doch ‚Nichts‘ verhindert den Zerfall,
wirst doch zu Sternenstaube.

ADVENTUS DOMINI

Hinter verschlossnen Toren,
Türen, Gittern, Schranken,
sich viele Mythen ranken.
Was liegt dort verborgen?

Entweder Schatz oder Verlies?
Es gibt Dinge dort im Dunkeln,
worüber alle heimlich munkeln?
Oh, wie gerne wüßt' ich dies.

Es kann die Nerven rauben.
Zeitlebens gibt es Sphären,
die sich uns verwehren.
Was schließlich bleibt ist glauben.

Im Advent können wir hoffen,
am End ist jedes Türchen offen.

AN DER SPITZE

Wieder mal das Ziel erreicht,
das Schwarze voll getroffen,
ein Pokal dem andren gleicht
und trotzdem weiter hoffen.
Das Sieger-Gen will weiter,
weiter zum nächsten Kick,
wen interessiert schon Zweiter,
bei maximalem Glück.
Da reizt auch der Betrug
ein kleiner Trick dazwischen,
niemand bekommt genug
und lässt sich nicht erwischen.
Es blenden Ruhm und Glitter
so manchen ungewollt,
dabei ist es, wie bitter,
der Glanz von Katzengold.

ANKUNFT

Schneekristalle wirbeln kraus,
funkeln im Laternenschein,
die Natur im Winterschrein
sieht ganz still und friedlich aus.

Fenster leuchten in die Nacht,
drinnen singend vor dem Baum,
Familien haben einen Traum,
von heiler Welt, wenn Christ erwacht.

Glocken rufen zum Gebet,
Kirchenschiff birgt Schwache, Starke,
genau wie einst auf Noah's Barke,
Ängste sind jetzt obsolet.

Da klingen Schellen irgendwo,
dumpfer Klang von Hufen,
Schnee knirscht unter Kufen
und der Kutscher ruft: Ho, Ho!!

BESSER

Forsche nicht per Schlüsselloch,
was andere tun und lassen,
betrachte dafür lieber doch,
ob die eignen Taten passen.

Der Besserwisser hält Gericht,
er plappert: das war schlecht,
doch eine Lösung hat er nicht,
nur Bessermacher haben Recht.

COMEBACK

Es blättert ab, das bunte Laub,
zerstiebt in alle Winde,
wird irgendwo schließlich zu Staub,
so wie auch Du, mein Kinde.
Im ewig-Zyklus der Natur
wird Neues sich entspinnen,
erwächst aus Niedergang empor,
kann so dem Tod entrinnen.

Ganz clever diese Masche,
vom Phönix aus der Asche.

GEFÜHLTE ZEIT

Ich trage keine Uhr,
erleb die Zeiten pur.
Ohne Blick zum Ziffernblatt
und dem ständigen Tick-Tack.
Ich gleite selig durch den Tag,
tue und lasse was ich mag,
bin wohl ein horrender
Lebenszeitverschwender.

Ich bestaune fasziniert,
wie es Andere pressiert.
Sie müssen ihre Stunden takten,
effektiv nach Sinn und Fakten.
Ich aber brauche meine Zeit,
für Ruhe und Gelassenheit.
Ihr Ärmsten verpasst in Eile,
die wundervolle Langeweile.

HOHE ZIELE

Ein Ziel beherrscht dein Sinnen.
Gedanken sind darauf fixiert,
dass dein Traum stets existiert
und keine Tränen rinnen.

Dafür lohnt der Tagestrott.
Als Preis für alles Schinden
wollen wir Erfüllung finden
und fürchten den Bankrott.

Manche Wege scheitern noch.
Da war der Wunsch zu hoch gehängt
vom falschen Ehrgeiz fehlgelenkt
und in der klugen Stirn ein Loch.

IRGENDWANN

Plötzlich find ich vieles schön,
Löwenzahn und Distelgrün,
Brennnesseln und Quecken,
können meinen Groll nicht wecken.

Bremsen-, Schnaken-, Wespenstich,
sind maximal bedauerlich,
Spatz unterm Dach, Quaken der Kröten,
alles kann den Nerv nicht töten.

Hagelschlag und Donnerhall,
Zank der Liebsten Knall auf Fall,
Schrieb vom Amt und Protokoll,
machen mir das Maß nicht voll.

Motorenlärm und Kinderschrei,
Radau der Säufer nachts um Drei,
dies alles ist der Sound des Lebens,
dem lauschst Du irgendwann vergebens.

KINDHEITSERINNERUNG

Gemächlich hebt das Riesenrad,
die Gondel hoch über die Stadt.
Kindsgemüt hat jetzt die Macht,
quietscht in mir, die Seele lacht,
bin leicht beschwingt und sorgenfrei,
wie einst in Jugendträumerei.

Die Welt, der Rummel klein und still,
sodass ich gern hierbleiben will.
Doch das Rad dreht immer weiter,
wie eine Endlos-Lebensleiter,
geht es bergab, mein Traum beendet,
ein anderer nun sein Glückslos findet,
ist oben auf, dem Himmel nah,
sieht das, was ich zuvor noch sah.

Für schicksalhaftes Freud und Bange,
stehen die Nächsten bereits Schlange.
Alsbald geht diese Fahrt zu Ende,
wird für mich erneut Legende,
wie schon einmal, vor hundert Jahr,
als ich noch kindisch glücklich war.

MELANCHOLIE

Ein Burnout der Seele
bestimmt die Gefühle.
Nur Schatten vom Licht,
der Lebensmut bricht.

Ein Blues im Herzen
mündet in Schmerzen.
Nur Angst wie ein Kind,
der Frohsinn versinkt.

Ein Krampf der Psyche
produziert die Flüche.
Nur Schleier im Gemüt,
der Tod droht verfrüht.

NUR MUT

Das Wasser steht am Kinn,
im Sumpf schwindet soeben,
ein verheißungsvolles Leben
und du schaust nicht einmal hin.

Am Baum die Schlinge hängt,
eine Seele einsam schreit,
ist zu allem nun bereit
und wahre Gründe keiner kennt.

Leben aus dem Körper schleicht,
das Wasser schon blutrot,
farbenfroh der Wannentod
und Schicksal aufgeweicht.

Man kann das Unheil packen,
sende ein starkes Zeichen,
du kannst die Hände reichen
und deiner Krone fehlt kein Zacken.

PASS AUF

Kleine Beine laufen lernen,
Stolpern in die Welt.
Augen schauen zu den Sternen,
Paß auf, wenn Einer fällt.

Junge Herzen lieben lernen,
Sind dazu bestellt,
Träumen zweisam von den Sternen,
Paß auf, das Liebe hält.

Alte Seelen fliegen lernen,
Schweben aus der Welt,
Auf dem Wege zu den Sternen,
Paß auf, was Gott erzählt.

SCHWESTERCHEN

Erste Tage ohne dich,
die Stunden schwer wie Blei.
Gedanken suchen dein Gesicht,
dein Name wie ein Schrei.

In holden Kindertagen
und unbeschwertem Glück,
wagten wir es nicht zu sagen:
'Einer bleibt dereinst zurück'.

Jetzt schreitest du voran,
wie immer schwer zu halten.
'Stell dich doch an der Schlange an,
hinter die wirklich Alten!'.

Ein unendliches Leben,
hinter fernen Schranken,
das wird es für dich geben,
in all unseren Gedanken.

(in memoriam Karin)

TORE DER WELT

Tor! Tor! Tor!
Schrie die wilde Menge vor
dem Palaste des Despoten
und geballte Fäuste drohten,
Pyrotechnik in der Menge,
im Fahnenmeer panische Enge,
'Tret zurück!, stand auf Plakaten,
'Du hast unser Herz verraten!',
oder anderswo: 'Na, warte.
Wir zeigen dir die rote Karte!'

Herr Diktator mißversteht,
glaubt, dass es um Fußball geht.

WER'S GLAUBT WIRD SELIG

Der alte Freund meint es bloß gut,
wenn er dir etwas raten tut,
der nette Nachbar wirkt besorgt,
als er sich wieder etwas borgt,
der Job-Kollege listig grient,
bei gleicher Arbeit mehr verdient,
der Journalist hübscht seine Daten,
sind nun noch wahrer, üble Taten,
laut Werbung ist der Kunde König,
im Laden stört er meist ein wenig,
unsere Kanzlerin verspricht den Frieden,
ist Waffengleichheit erst beschieden
und Herr Pastor sonntags wissen ließ,
den rechten Weg zum Paradies.

ZUVERSICHT

Ein Platz hoch am Licht
wer strebt danach nicht,
das Strecken und Ranken
bestimmt die Gedanken,
trotz der heutigen Sorgen
alles wird besser ab morgen.
Das Ungewisse besiegen
heißt Lebensmut kriegen,
der nächste Augenblick
bringt vielleicht das Glück,
nur ein Wimpernschlag bloß
und die Hoffnung wird groß.
Drum beachte nicht zuletzt,
Deine Zukunft fußt im Jetzt.