Socials - Seite 10

WONNEMONAT

Nun ist er da, mit Macht,
kam in der Walpurgis-Nacht,
schmeichelt uns mit lauer Luft
und seinem frühlingshaften Duft.

Endgültig nun vergessen
ist die dunkle, kalte Zeit.
Lebensfrohes Glück indessen
hält sich nun für uns bereit.

Mit Armen weit, weit offen
und Sehnsüchten im Herzen,
wir auf Erlösung hoffen
und das Ende aller Schmerzen.

Erquickend ist die Maienzeit
mit ihrer Unbekümmertheit,
wäscht unsere Seelen rein,
vor der nächsten, großen Pein.

IM STADION

Schwenkt die Fahnen, hißt die Wimpel,
Begeisterung ist ja so simpel.
Gemeinsam dann im Rudel grölen
und die Stimme kräftig ölen,
da wird Zusammenhang gelebt,
wenn in der Brust die Seele bebt
und Emotionen kochen über,
‚Alle Menschen werden Brüder‘,
sitzen doch im selben Boot,
mit Treueschwüren bis zum Tod.

Plötzlich kentert doch dies Schiff,
weil der Schiri fälschlich pfiff.

FASZINATION FREMDE

Manch einer wäre froh,
lebte er hier - nicht anderswo.
Gedanklich kann ich das verstehn,
hab ‚Anderswo‘ noch nicht gesehn.

Manch einen reizt aber das Fremde,
nimmt sein Herz in beide Hände,
verläßt die Lieben und sein Heim,
um abenteuerlich zu sein.

Manch einer hat den großen Plan,
ist von Exotik angetan.
Mit Sack und Pack zur neuen Welt,
grüßt er bald stolz aus Bielefeld!

ALLE JAHRE WIEDER

Die mittelmeer-gewärmte Luft
just in den tiefen Norden weht,
sie transportiert okkulten Duft,
der hier unsre Sehnsucht nährt.
Wie Zugvögel gen Süden
die Bleichgesichter nun entfliehen,
auch den letzten Trägen, Müden,
wird es südwärts ziehen.
Zuhause sind die Reihen gelichtet,
wo Hautärzte sich beschweren,
denn bald werden sie gesichtet,
die braun geröstet wiederkehren.

SELBSTVERSTÄNDLICH

Alles was selbstverständlich ist,
schmerzt besonders, wenn man’s misst.
Liebe, Freiheit, gesundes Sein,
täglich leben ohne Pein,
das wird nicht allen auf der Welt,
per Geburt bereitgestellt.

Ein Sinnen nach noch höheren Weih‘n,
kann dennoch zu erstreben sein.
Einen Anspruch aber gibt es nicht,
ein Fehlversuch auch kein Verzicht,
weil Selbstverständliches bleibt dein:
Liebe, Freiheit, gesundes Sein.

ZAHN UM ZAHN

Vor Jahrzehnten, am Beginn,
keimte etwas, mir im Kinn,
brach sich Bahn sehr tränenreich,
blitzte im Munde milchig weiß.
Über langen Zeitraum dann,
kamen ‚oben/unten‘, alle Mann,
bis mitten in der Schulzeit drinnen,
die ersten an zu wackeln fingen,
nach ein paar Jahren Dienst, im Grunde,
die Zahnfee Heldin war zur Stunde,
es kam danach die harte Truppe,
aufgestockt zur 30er-Gruppe,
hatten zeitlebens zugepackt
und manch harte Nuss geknackt,
da war Verschleiß nicht zu vermeiden
und der Dentist nicht zu beneiden,
er mußte richten, mußte kitten,
half dann schließlich mit den Dritten,
um es allen zu beweisen:
kannst kraftvoll nun ins Gras noch beißen.

ERNTEDANK

Jedes Jahr dasselbe,
erste Stoppelfelder - gelbe,
der Sommer über den Zenit,
schon erfolgt der erste Schnitt.
Eingeläutet nun die Zeit,
der großen Ernten weit und breit,
optisch und mit viel Bohei,
verändert sich die Welt dabei,
vergessen längst die Spargelstecher,
oder frohen Maibowle-Zecher,
zu Ende geht die Zeit der Beeren
und Obstplantagen sich bald leeren,
zum Glück bleibt noch die Traubenlese,
an der die Lebenslust genese
und auch Gras wird wohl behütet
zum Gebrauch nun eingetütet,
damit der Bauer und sein Vieh
überwintern können, froh wie nie.

DIE OLYMPIA-IDEE

Schneller, höher, weiter,
auf der Erfolgeleiter,
im fairen Wettkampf reifen,
dabei nach Siegen greifen.

Schneller, höher, weiter,
die Brust wird immer breiter,
nach Rekorden trachten,
doch Konkurrenten achten.

Schneller, höher, weiter,
und Ehrgeiz als Begleiter,
nur der ehrliche Vergleich,
macht den Olympioniken reich.

Schneller, höher, weiter,
wer Pech hat, der wird Zweiter,
in dem wilden Tanz,
um den Lorbeerkranz.

Schneller, höher, weiter,
Ansporn für all die Fighter,
der Lohn, die Ehre lebenslang,
dass man dabei war - oder gewann.

NACHTIGALL

Das Discokugel–Licht
streift hin und wieder ihr Gesicht,
vom lauten Sound verzückt
windet der Körper sich entrückt,
geschloss‘nen Auges drehen
und die Arme hoch erheben,
im Rhythmus der Musik
sich dein Leib nun wiegt,
und der sinnlich‘ Solotanz,
bringt dem Dunkel hellen Glanz.
Nun an der Bar, das Partykleid
zeigt deiner Beine Herrlichkeit,
lasziv spielt noch dazu,
dein Fuß mit einem Schuh.
Das Cocktailglas berührt die Lippen,
um vom Inhalt leicht zu nippen.
Ich hab voller Stolz und Glück
dies Gesamtkunstwerk im Blick
und habe bei mir nur gedacht:
In welchem Nest sie wohl erwacht?

BIZEPS & CO.

Metallische Geräusche schallen,
aus neonhellen Marterhallen.
Hier ein Prusten, dort ein Stöhnen,
kurze Schmerzensschreie dröhnen,
dann wieder Pausen tiefster Stille,
durchatmen heißt der letzte Wille.
Hecheln, keuchen - lachen kaum,
nur ein Murmeln füllt den Raum.
Rudern, Laufband monoton,
Hantelbank und Kraftstation.
Da wird Eisen gepumpt, gestemmt,
bis der tätowierte Bizeps brennt
und Anabolika der Grund zumeist,
daß das T-Shirt plötzlich reißt.
Ist die muskulöse Brust nun nackt,
dann ist das wohl ein Kräfte-Akt.

DER FAMOSE

Er stürmt den Berg hinan,
schwimmt gegen jeden Strom,
steht stets seinen Mann
und ist gern autonom.
Wird ein Held gesucht
oder ein Retter geehrt,
dann ist er gebucht,
jedes Dankeswort wert.
So wertvoll sein Leben
und wichtig das Tun,
ein Ende wird’s geben,
der Tatendrang ruhn,
wenn erst die Hände gebunden,
Bescheidenheit ist gefunden.

NOSTALGISCH

In der alten Mottenkiste
schlummert die Vergangenheit.
Was man lange nicht vermisste,
überdauert hier die Zeit.
Abgenutzter Bettgenosse
dem ein Ärmchen fehlt,
hölzern stummer Schaukelzosse
lächelt nur gequält.
Rostig quietscht der Kreisel nun,
das Brummen längst vorbei.
Die Schiefertafel hat 'nen Sprung
die Griffel schon entzwei.
Harmonika und Flöte schweigen,
Kinderlieder sind versiegt,
Kasper hängt an wirren Seilen,
der Teufel ihm zu Füßen liegt.
Oh, das verstaubte Lieblingsheft
von Zwerg und Heinzelmann,
drück ich feste an mein Herz,
bleibt nun bei mir fortan.

WELCH GLÜCK

Oh, welch Glück ist dieses Leben,
das wird es so nicht nochmal geben,
auf jeden Fall gilt das für mich,
für uns alle und auch dich.

Drum laßt uns feiern diesen Tag,
der nicht so schnell vergehen mag,
seien wir froh und ohne Sorgen
und freuen uns bereits auf morgen.

Oh, welch Glück mit dir zu sein,
voll Harmonie und Sonnenschein,
deine grünen Augen funkeln,
strahlen für mich auch noch im Dunkeln.

Drum vertrauen wir mit Zuversicht
und hadern mit dem Dasein nicht,
komm nur Zukunft, wir umarmen dich
und fürchten deine Tücken nicht.

Oh, welch Glück ist dieses Leben,
das wird es so nicht nochmal geben,
oh, welch Glück, welch Glück, welch Glück.