Socials - Seite 4
DIE LENZ'SCHE REGEL
Meister Lampe geht zum Start
und putzt sich seine Ohren,
die Kiepe steht gepackt parat
und Lämmlein sind geboren.
Das Grün gewinnt die Oberhand,
die ersten Hummeln fliegen,
die Hühner wirken ausgebrannt,
vom Bunte-Eierlegen.
Die Osterglocken blühn und läuten
und Jesus Christus ist zurück,
das kann eines nur bedeuten:
die Weihnachts-Deko kann jetzt weg.
AM NÜRBURGRING
Die Motoren schreien, brennen,
aufgereiht zum großen Rennen.
Benzingeruch liegt in der Luft,
dieser Pferdestärken-Duft.
Aufgeregte Maschinisten
weichen plötzlich von der Piste.
Das Getöse nun extrem,
da springt die Ampel um auf Grün.
Der wilde Pulk entfernt sich schnell
nach Hatzenbach und Karussell,
entschwindet lange unsrem Blick.
Wer kommt als Führender zurück?
Ungeduld am Pistenrand,
die Fangemeinde schaut gebannt.
Da erscheint, das Warten lohnt,
ein Silberpfeil am Horizont.
KOKETTERIE
Jedermann/jedefrau,
weiß darüber ganz genau
und im einzelnen Bescheid:
die Auswirkung der Eitelkeit.
Das Konterfei als Suchtobjekt
wird überall sofort entdeckt.
Ob Wasserpfütze, Fensterglas,
an jeder Ecke spiegelt was.
Sitzt die Frisur, das Rouge perfekt,
von hinten alles wie geleckt.
Mit ihren Augen, bergseegrün,
wirkt sie wie Heidi Klum so schön.
Ein kühner Blick, die Braue zuckt,
Humphrey Bogart spöttisch guckt.
Mit Brust heraus, Bauch eingezogen,
wär auch Tarzan nicht gelogen.
Wer sich ständig selbst begafft,
schmort sich nur im eignen Saft.
Sekundenglück ist schnell vergangen,
das Umfeld wertet unbefangen.
VOM FROSCHKÜSSEN
In Märchen und in Mythen,
beim Hoffen auf das Glück,
gilt es den Frosch zu hüten,
kehrt doch als Prinz zurück.
Das Wünschen und Ersehnen
von Wohlstand und von Macht,
das steckt uns in den Genen,
hat uns nach vorn gebracht.
Drum JEDER strebt nach mehr,
wär bereit dafür zu töten.
Wie im Märchen gilt auch hier,
es geht stets nur um Kröten.
DER EINKAMPF
Wenn der Mensch alleine
mit sich selber ringt,
ist es das Gemeine,
das ihn nieder zwingt.
Ist er mal oben, unten,
im Schwitzkasten fixiert,
hat bald den Griff gefunden,
der aus Umklammerung führt.
Den Staub noch in den Kleidern,
ist er sich zugeneigt
und schildert allen Neidern:
dem hab ich es gezeigt!
RADIO GAGA
Düstre Wolken hängen,
wie zum Greifen nah,
drücken mit ihren Zwängen,
uns ins Jammertal.
Ein Sonnenstrahl durchdringt
das Gewirr aus Frust,
ein goldener Engel singt,
von neuer Lebenslust.
Da atmen auf die Seelen,
es lösen sich die Ketten,
wie würden wir uns quälen,
wenn wir kein Radio hätten.
MAMA MIA
Die uralte Mutter Erde
stöhnt unter unsren Füssen,
muss bitter für uns büssen,
bevor wir munter werden.
Sie fiebert schon an ihren Polen.
Zu viele Fehler, viele Sünden
von einem nahen Ende künden,
wir sollten einen Doktor holen.
Warum behandeln wir dich,
bloß so stiefmütterlich.
DER ENKELTRICK
Die eignen Kinder sind schon flügge,
doch bald darauf füllt sich die Lücke.
Dein Babystolz ist längst vergangen,
du bist emphatisch neu gefangen.
Die Reproduktion der eignen Gene,
beherrscht alsbald die Alltagsszene,
denn Evolution kennt keine Pause,
ein Klon vom Sohn bei dir hier zuhause.
Die Ähnlichkeiten sind ganz klar,
das ist ein Schmidt, wie wunderbar.
Beim Kindeskinde, im Prinzip,
ist man ins Spiegelbild verliebt.
VOM DICHTERLOHN
Es sprudeln Reime an dieser Stelle,
wie Arabisch-Öl aus einer Quelle.
Falls ich wache, oder gar schliefe,
ein Blubbern käm stets aus der Tiefe.
Der rohe Vers, oft wild und fade,
es fehlt ihm noch die Raffinade.
Verfeinert und zum guten Schluß,
verzapft wird manchmal Super plus.
Der Markt ist davon überschwemmt
und die Nachfrage gehemmt.
Trotzdem erwarte ich in Bälde,
mein hochverdientes Versengelde.
SEENSUCHT
Streicht Küstenwind um meine Stirn,
gelüftet gleichsam Herz und Hirn.
Wellen zum Strande taumeln,
die Seele beginnt zu baumeln.
Es fühlt sich an wie Badetag,
als ich mit Schaum im Bottich lag,
von Kräutern, Düften zart umwogen
und Möwen schreiend vorüberzogen.
Kann hier und heut, ohne Allüren,
Sand zwischen meinen Zehen spüren.
HERR SAUBERMANN
Wie aus dem Ei gepellt,
verläßt er morgens unsere Welt.
Gegelt mit Schlips und Kragen,
verschluckt ihn der U-Bahnwagen.
Bei Glaspalästen, irgendwo,
speiht das System ihn ins Büro.
Dort vom Espresso schon erwartet,
er seinen Siegeszug nun startet.
Die Börsen hat er auf dem Schirm,
Kurse, Trends, Bitcoins im Hirn.
Er wettet auf den Niedergang,
bei Krieg und Crash ist ihm nicht bang,
denn wie bei jeder echten Pleite,
gibt's Gewinner- und Verliererseite.
Die Kunst besteht darin allein,
nur auf der richtigen zu sein.
Am Abend kehrt er heim geschwind,
zu Haus und Hund und Frau mit Kind
und alle gemeinsam wissen nix,
von Leergeschäft, von Cum und Ex.
IN THE YEAR 2021
Drohend die Schlechtwetterfront
von fern-Ost, am Horizont,
leichter Donner kündigt an,
das Tief 'Ahmet' zieht heran.
Blitze, Sturm und Höllensichten!
Ist es womöglich schon zu spät,
um mein ängstlich Stoßgebet
nach Mekka auszurichten?
Da hellt sich auf das Firmament,
gut, wenn man alle Götter kennt.
Erübrigt hat sich meine Frage,
das Hoch 'Chana' klärt die Lage.
AUGENMENSCH
'Schmeck-Lecker' streift durch sein Revier,
hat Augen da und dort und hier,
scannt die Umgebung auf Figuren,
mit typisch weiblichen Konturen.
Eilt seinen Weg treppauf, treppab,
mit den tollsten Kurven dieser Stadt.
Im Straßen-Café kann er verweilen,
prüft alle, die hier vorüber eilen
und auch die Bedienung, jung und schön,
kann fasziniert er schreiten sehen.
Er hat einfach den Kennerblick,
genießt im Stillen dieses Glück,
solang sich Hüften sinnlich neigen,
sind Hinter(n)gedanken nicht zu vermeiden.
DER WODKA AM MITTAG
Ich blick aus Wolke sieben,
das Umfeld wohl bekannt,
trotzdem fisch ich im trüben,
benebelt der Verstand.
Ein schwammiges Gefühl,
wie Gummi in den Knochen,
die Atemluft ist schwül
und meine Schläfen pochen.
Die Schultern zucken teilnahmslos
bei Sorgen und Problemen,
in rosarot getaucht sind bloß
all die ernsten Themen.
So halte deine Sinne klar,
such nicht den Drogenteppich,
es sei denn deine Mahlzeit war,
wieder mal zu fettig.
AM KAMIN
Gezähmte Urgewalt
hinter Scheibenglas,
da bleibt keiner kalt,
denkt sich jeder was.
Faszinosum Feuer,
heute wie vor Zeiten,
Freund und Ungeheuer,
Hauptgewinn und Pleiten.
Magisch starke Kraft,
strahlt aus diesem Quell,
geprägt von Leidenschaft,
mein Blick vom Bärenfell.
DIE ANGST DES SCHÜTZEN
Ein weißer Punkt im Grün,
nur 20 Schritt zum Kasten.
Er legt den Ball dorthin,
fühlt Zentner auf sich lasten.
Rückwärts ein paar Schritte
mit gesenktem Blick,
zum Himmel eine Bitte,
für den perfekten Kick.
Geschrei aus tausend Kehlen,
des Gegners Pfeifkonzert,
verstummt nun alle Seelen,
es trommelt nur das Herz.
Ein Pfiff hallt in die Stille,
erhoben jetzt das Haupt.
Entschlossenheit und Wille
beim Antritt jeder glaubt.
Doch niemand ahnt sodann,
dass Torwart Flügel hatte,
ist mit den Fingerspitzen dran,
der Schuss geht an die Latte.
AUF DEM RUMMEL
Farben kreisen in der Nacht,
die Gondeln schaukeln seicht,
von weitem eine Lichterpracht
die bis zum Himmel reicht.
Wie Schreie in der Abendstill,
das Ton - und Stimmgewirre.
Popkornduft und Rauch vom Grill
machen jeden Gaumen kirre.
Staunend - dabei selbst bestaunt,
drängt sich nun das Publikum,
bei 'Hau den Lukas' wird geraunt,
der Tanzbär das Spektakulum.
Bei Gauklern, Hexen und Exoten,
Geisterbahn und Karussell,
Hütchenspielern und Eroten,
juckt Besuchern oft das Fell.
Es sitzt der Kirmesgroschen locker,
heut zählt nur Amüsement,
da wird aus einem Stubenhocker
schnell des Teufels Kompagnon.
BEIM HELLSEHER
Dieses Haus hat tausend Ohren
es geht kein einziger Laut verloren,
selbst Gedanken sind geraubt,
werden förmlich abgesaugt.
Ein Geheimnis ist unsäglich,
konspirieren scheitert kläglich.
Jeder Bluff ist schon durchschaut,
die letzte Hintertür verbaut.
Die Blitzidee ist doch zu spät,
noch eh' sie dir im Kopf entsteht.
Drum streck die Waffen, gib dich hin,
Gegenwehr macht keinen Sinn.
Die kristall'ne Kugel in der Hand
kennt er auch deinen Kontostand.
IN WARTESTELLUNG
Alle warten auf ein Wunder,
auf Gesundheit, Glück mitunter
und bessere Tage allgemein,
man würde gerne 'happier' seien.
Beim Nebenmann siehts besser aus,
lebt er doch in Saus und Braus.
Wie kann das sein, wie ungerecht,
das Schicksal teilt die Wonnen schlecht.
Drum Beten, Hoffen enden nicht,
den kleinsten Wurm zieht es ans Licht,
zum höchsten Gipfel geht der Drang
ganz egal, was da bisher gelang.
Doch Vorsicht bei allem Streben,
es kann auch ein 'blaues Wunder' geben.
YOGITRAUM
Das Atmen zelebrieren,
das Gefühl sich zu zentrieren,
nur für diesen Augenblick,
das bringt den Yoga-Kick.
Balance zu erwerben
im Leben wie im Sterben,
ist fernöstliche Kultur,
- davon träum ich nur.