Schmunzler- Seite 5

ALP(EN)TRAUM

Wilde Hatz auf Asphaltschienen,
Zickzack durch die Felsenwelt.
Am Abgrund nah den Serpentinen,
ein dunkler Forst den Blick verstellt.

Da werfen weiße Gipfelspitzen,
das letzte Sonnenlicht zurück.
In eine schwarze Röhre stürzen,
die Augen starr im Tunnelblick.

Dunkle Mächte sind am Werk,
eiskalt die Dämonenhand.
Ihr Hexenhaus versperrt den Berg
und ist als 'Mautstation' bekannt.

AUG UM AUG

Man will sich mal was Gutes tun
und geht gekleidet elegant
zum Essen aus ins Restaurant.
Schon ist der Ober da und nun
wird nach Geschmack und Kleinem-Geld
individuell gewählt.
Meist schon bei Suppe a‘ la Huhn,
endet der Gaumenschmaus,
schaun doch mehr Augen rein, als raus.

DES NACHTS

Es treibt dich um in dieser Nacht,
du schleichst in dunklen Räumen.
Der Vollmond wird von dir bewacht,
aus Angst vor neuen Träumen.
Geheimnisvolle Stille liegt
über den kalten Fliesen,
das Grauen einen Namen kriegt,
in Nächten, so wie diesen.
Die Augen süchtig nach dem Licht
folgst du nur dem Gespüre,
ein Knarren in die Stille bricht,
das ist die Kühlschranktüre.

DIE VERORDNUNG

Lecker kühl und schaumgekrönt,
der Gaumen herbem Prickeln frönt.
Ob Pils-,ob Alt-,ob Weiß-,ob Schwarz-
Bier ist meine Leidenschaft.
Export und Kölsch und Weizen
heftigst meine Sinne reizen.
Mein Internist, selbst nicht so schlank,
schimpft über diesen Hopfentrank.
Der Bauchumfang sei der Beweis,
Gebrautes hat auch seinen Preis.
So ließ er nicht mehr mit sich spaßen,
ich trink Bier nur noch in 'Maßen'
und mit langem, tiefen Zug,
sonst wird es schal im Literkrug.

EI DER DAUS

Manch‘ Spruch sagt man dahin,
bass erstaunt und ohne Sinn:

‚Mein lieber Scholli‘; Mannomann!
Da bist du platt!;  Wer kann, der kann!
Donnerlittchen!;  Leck mich fett!
Teufel auch!;  ‚I glab des nitt!‘
‚Hasse Töne‘ und ‚Voll krass‘,
Heilig’s Blechle!;  Nein, sowas!
‚Alter Schwede‘ und ‚potzblitz‘,
Leckofanni!;  Iss kein Witz!
Holla die Waldfee!;  Sapperlot!
Caramba! und ‚Da schlag mich tot!‘
Verdammt juchhe!;  Mein lieber Schwan!
Du grüne Neune!;  Sieh mal an!
Ich werd verrückt! und ‚Nicht zu fassen‘,
‚Das muß ich erst mal sacken lassen‘.
Mein lieber Herr Gesangsverein!
‚Iss ja irre!‘; ‚Glaubt kein Schwein!‘

….und all dies sagt das gleiche aus,
wie kurz und schmerzlos: Ei der Daus!

STRESS BEIM JAZZ

Das letzte Lied gesungen,
Applaus gerad’ verklungen.
Im Gewölbe hoher Hallen,
noch letzte Töne schallen.
Da gibts bei den Bläsern Krach:
Du warst heute reichlich flach!
Saxophon rügt die Posaune:
Das war nichts für gute Laune!
Die schießt zurück: Was ist mit dir?
Dudelst doch ohne Noten hier!
Nun mischt sich die Trompete ein,
das sei alles große Pein
und gar das Flügelhorn, betrübt:
Daß es sowas bei uns gibt!
Die Tuba hebt mit tiefem Klang,
nun mahnend ihre Stimme an:
Freunde, verzeiht mir meinen Sprech:
Ihr redet alle reichlich Blech!

WIESO, WESHALB, WARUM

Wilde Winde wehen Wehen,
werden weiße Wunderwelten.
Wohlig, wollig warme Wäsche,
wird wahrhaftig wichtig werden.
Wandert Winterwetter weiter?
Werden Wüsten wirklich weiß?
Wir wollen weiter wehrhaft wirken,
widerstehen Weltensturz.
Wollen wir wirklich weichen?
Wann wird wer widersprechen?
Wie wichtig ‚wahr und wissen‘,
was wohl weiter werde.
Wer weiß, wer weiß.

ENTMATERIALISIERT

Der Weg zum Amt ist altbekannt
dem Bürger eine Bürde,
verzweifelt er dort am Verstand
und opfert seine Würde.
Hat ganz allein im Beamtenschrein,
sein Unbehagen vorgetragen,
doch der Begehr findet kein Gehör,
alle Fragen sind zu vertagen,
Herr Oberrat sei grad nicht hier,
eine Pause er sich verdiente.
Es wird gemunkelt im Revier:
daß der Beamte heimwärts beamte.

FRAU IM MOND

Der Mann im Mond,
ganz alleine wohnt.
Er geht stets zur Nacht,
mit der Laterne auf Wacht,
sonst würd es auf Erden,
pechschwarze Nächte geben.
Nachts Stunde um Stunde,
dreht er seine Runde
und bekommt niemals Streit,
wo er sooo lange bleibt.
Frau im Mond würde nun schreien:
Nachts bin ich so allein!
Wenn du mich wirklich liebst,
nimm die Tagschicht demnächst.

VOM HEIDEKRAUT

Schäfchen-Wolken treiben,
himmelhoch über der Heiden.
Unten - da kann man gucken,
treibt der Schäfer seine Schnucken
und es mit Hurra und Heureka,
auf und mit der Erika.

BEIM DARTS

Die Scheibe an der Wand,
die Pfeile in der Hand,
gut vier Schritte nun zurück,
das Bullseye fest im Blick.
Volle Konzentration,
der Wurfarm pendelt schon.
Geschoß verläßt die Hand,
trudelt Richtung Wand,
fliegt anders wie gedacht,
hat Loch in Wand gemacht.

Ich versuchte echt zu treffen,
tat dies jedoch mitneffen*).

*)= mitnichten reimt sich nicht

DER SPEZI

Beim Blick aufs andere Geschlecht,
die Unterschiede reizen.
Was ‚Mann‘ nicht hat, aber gern möcht‘,
damit soll Frau nicht geizen.

Doch zeigt sie viel, ist das zuviel
und Konkurrenz ist sauer.
Die Phantasie sei mit im Spiel
und Raffinesse schlauer.

So ist ein Blick ins Dekolleté
ein einzig Rätselraten.
Nach grober Schätzung, was ich seh,
kann ‚Mann‘ noch mehr erwarten.

Ich taxiere hin, taxiere her,
bin Busenfreund, in diesem Sinn,
in Bayern sagte man zu mir,
daß ich darum ein SPEZI bin.

VON DER FRAUSCHAFT

In die Phalanx der Männerschaft
sind Damen eingebrochen,
was lange als nicht schicklich galt
wird ihnen zugesprochen.
Auf gleichem Platz, mit selben Toren,
und nach den alten Regeln schauen,
da wird gewonnen und verloren,
auch von den Fußballfrauen.

Aber ganz oft fliegt langes Haar,
sind Bewegungen so schön grazil,
es wirkt das Grätschen wunderbar
und auch das Deckungsspiel.
Man(n) ist verzaubert - sehr,
und kann sich kaum helfen,
nicht bloß von deren Anzahl her,
schaut man gerne zu, den Elfen.

VOGEL-ESC

Die Amsel drosselt den Gesang,
weil eine Drossel schöner klang,
sie hat dann aber schnell erkannt,
macht nix, wir sind ja artverwandt.
Ich versuche mal das Lerchenlied
und senkrecht auf zum Himmel stieg.
Sie ächzt bereits auf halber Höhe,
ähnlich einer Nebelkrähe
und entscheidet sich im freien Fall,
doch für das Lied der Nachtigall
und sagt zu sich, klingt wunderbar:
Ich glaube, bald bin ich ein Star!

CHANCE VERTAN

Oh, du mein Himmelbett,
du daunenweicher Vorgeschmack,
auf mein kühles Reihengrab,
wenn ich dich nicht hätt‘.

So kuschle ich im Plümo gerne,
fürchte hier das Später kaum,
schließ die Augen für den Traum,
meiner Reise zu den Sternen.

Draußen tobt wie stets das Leben,
doch das Treiben und Rumoren
dringt nicht bis zu meinen Ohren,
kann mir keinen Auftrieb geben.

Ahnungslos, was das bedeutet,
kleb ich hier am Laken fest,
erliege hier der Leinenpest,
als der Geldbriefträger läutet.

UNTER GEIERN

Kommt ein Vogel geflogen
setzt sich nieder, frißt mein‘ Fuß,
hab zulang wie tot gelegen,
was ich mit ihm klären muß.

Er beginnt mich aufzubrechen
hat Innereien im Visier,
das muß ich noch besprechen,
falls ich nicht mein Herz verlier.

Er begibt sich Gen-Italien,
der scharfe Schnabel macht nervös,
seinen Hang zu Naturalien,
finde ich leider desaströs.

Schwebend über dieser Szene,
spür ich kein Weh und auch kein Ach,
da kommt noch die Hyäne,
das ist ja ein blöder Tag.

WECHSELJAHRE

Im Alter wechselt bei ihm und bei ihr,
die Haut von Seiden- zu Krepp-Papier.
Aus süßen Grübchen werden Gruben,
manch Gegenmittel gibts in Tuben.
Selbst schelmische Fältchen um die Augen,
können nun zum Canyon taugen.
Und das erschlaffte Unterfell
verändert die Konturen schnell.
Es gilt der einst so flotte Hengst,
inzwischen nur als Schreckgespenst
und die damals strohblonde Stute,
ist grau und geschrumpft, die gute,
macht nun leicht gebeugt Galopp
und alle hundert Meter stopp,
trabt weiter Richtung Altenheim,
zur Hengstparade am ‚Haus Sonnenschein‘.

MÄNNER (Tagtraum)

Vom Riesen bis zum Zwerg
das reinste Wunderwerk,
eine maskuline Pracht
hat die Natur hervorgebracht.
Symbiotisch paart sich Kraft
mit purer Leidenschaft.
Durch Energie und Empathie,
ausgezeichnet, dies Genie.
Zu breiter Brust und starken Händen,
steckt wahres Wunder in den Lenden,
von da aus startet jener Held,
seine Kopien in die Welt,
wo Fußball, Bier und Kriege,
garantieren seine Siege.

Da schallt es glockenhell durchs Haus:
Wann bringt der Herr den Müll nun raus?

VON GEIßEN UND GREISEN

Die Geißen klettern in den Felsen,
sind Hasardeure in der Wand,
brechen sich nicht ihre Hälse
und gefährden den Bestand.

Bei Greisen voller Harm und Gicht,
wenn die in den Bergen klimmen,
kann trotz größter Vorsicht nicht
immer diese Regel stimmen.

HOUSERUNNING

Nicht ganz ohne Grund
sind die Füße unten und
ein Berg aus Knochen oberhalb
bilden mühsam die Gestalt.

Aufrecht ohne schwanken
kann das Gestell sich halten,
wer kommt auf den Gedanken,
dies anders zu gestalten?

Nach unten plötzlich nichts,
außer des Gewichts,
da sträuben sich die Sinne,
das Herz hält plötzlich inne,
der Verstand fragt: ist das nötig?
Ist das nicht übermütig?

Für mich ist klar, beileibe,
ich wäre sogar unterfeige.