Socials - Seite 6

WETTERMACHER

Der Wetterfrosch in seinem Glas,
schwitzt oben auf der Leiter.
Er grübelt und er denkt sich, das
geht ja so nicht weiter.
Steigt drum hinab ins feuchte Gras,
fühlt sich erfrischt und heiter.
Da öffnet sich ein Wolkenfaß,
der Bach draußen wird breiter.
Das ist bedrohlich, gar kein Spaß,
zwei Sproßen hoch gescheiter.
Da reißt der Himmel auf, sodaß
es wolkig ist und heiter.

ABC - SCHÜTZE

Die Kühe blöken - Melkzeit ist.
Auf dem Hofe qualmt der Mist.
Der Hahn thront derweil obenauf,
bewacht sein Harem - Augen auf.
Der Bauer spannt zwei Pferde an,
zum Ackern geht's mit dem Gespann.
Mit Lederranzen und Verdruß
der kleine Bub zur Volksschul' muß.
Griffelbox und Schiefertafel,
sind für ihn nur eine Strafe.
Zu gern würd er die Zügel halten,
Furchen ziehn und Flur gestalten.
Mit ,Hü' und ,Hott' den Tag verbringen
und beiher fröhlich pfeifen, singen.
Doch Eltern, Lehrer, alle hegen,
entschlossen ihren Groll dagegen.

AN KINDERTAGEN

Nach Erdbeerklau und anderen Sachen,
gibt's zuhause nichts zu lachen.
Eine Scheibe eingeschlagen,
heißt Hausarrest von vielen Tagen.
Gar die Schule einmal schwänzen
hat noch schlimmere Konsequenzen.
Etwas gezündelt, Wiese brennt,
der Bauer Übeltäter kennt.
Versicherungsmann kommt ab und zu,
ist mit Vater schon per Du.

Doch es gibt auch Friedenzeiten,
ohne Stress mit Obrigkeiten.
Pilze sammeln, Hütten bauen,
im Sommer kleinen Bach aufstauen,
Froschlaich vor dem Trocknen retten,
sich im frischen Heue betten.
Mit Golddollar im 5er-Pack
kommt man auf den Rauchgeschmack,
den Cowboy und Indianer brauchen,
so manche Friedenspfeife rauchen.

An tiefverschneiten, kalten Tagen,
ist Winterspaß in allen Lagen.
Rodelbahn durch enge Gassen,
Schlittschuhfahrt auf glatten Straßen.
Ski-Abfahrt hinab ins Tal,
der Aufstieg ohne Lift fatal.
Hungrig geht's nach Hause dann,
zum Fünf-Uhr-Kirchenglockenklang.
Früh ins Bett nach Tagesmühen,
Eisblumen dort am Fenster blühen.

DIE DORFSCHULE

Vor Ort dann in der Lernanstalt:
Disziplin und Ruhe galt.
Wenn der Lehrer patrouillierte,
mit dem Rohrstock dirigierte,
die Pädagogik voll im Griff,
gab er der Nachzucht letzten Schliff.
Schon bei einem Klein-Vergehen,
hieß es: in der Ecke stehen.
Und wenn Eltern davon hörten,
keineswegs sie sich empörten.
So waren wir schon sehr vergnügt,
wenn an der Tafel Kreide quiekt.
Zum Glück war immer mittags Schluß
und Ferien gab's im Überfluß.
Politik nach acht Jahren Seelenpein:
Wir führen ein neuntes Schuljahr ein!

TAGESMÜH

Ein Tag wie noch nie,
geboren heut früh.
Unbefleckt und rein
der morgendliche Schein.
Es weckt der Schimmer,
alles Leben wie immer.
Feld, Wald und Flur,
erwarten das, nur
auch ich bin betroffen
und ich kann nur hoffen,
es lohnt wirklich die Mühe,
wenn ich nun aufstehe!

KOMPETENT

In Kompetenz etwas gestalten,
helfen, schützen und verwalten,
fehlerfrei und ohne Makel,
ohne Chaos und Debakel,
ist nicht jedermann gegeben,
Inkompetenz spricht oft dagegen.

ZUR MAIENZEIT

So im Frühling, Anfang Mai,
prahlt die Natur so mancherlei.
Was so alles, wie verhext,
plötzlich aus den Ritzen wächst.
Ja du fragst dich, früh und spät:
Wer hat das alles ausgesät?
Wie war im letzten Herbst, ich frage,
so der Wunsch, der Plan, die Lage?
Selbst Maikind-Mütter haben Frust:
Wer säte damals im August?
Egal was war, spricht da die Nonne,
im Mai bist du ein Kind der Wonne.
                                  (gewidmet Uli N.)

SPEZIALITÄTEN

Tulpen blühen dann und wann,
auch außerhalb von Amsterdam.
Lebkuchen hab ich unterdessen,
weit weg von Nürnberg schon gegessen.
Die Fahrt nach Lübeck, total profan,
nur für das berühmte Marzipan
und gleich ums Eck wär Kiel gelegen,
der berühmten Sprotten wegen.
Selbst die Hauptstadt kann gefallen,
ob der leckren Berliner Ballen
und der Gurken dort - groß oder klein,
im Spreewald, um genau zu sein.
Der Harz, bekannt für seinen Roller
und in Schierke wird's noch toller.
Im Schwarzwald lecker Schinken,
in Frankfurt Würstchen winken.
Alles schön und gut, der Markenkitzel,
doch extra bis Wien, für ein Schnitzel?

LACHEN, SO GESUND

Humor ist eine ernste Sache,
ich prüfe erst, bevor ich lache,
denn oftmals eine Gag-Maschine,
zielt unterhalb der Gürtellinie,
das Brüllen über Pech der Leute,
ist bloß schiere Schadenfreude,
auch Hass und jeglich Ressentiment
haben kein Humortalent,
es bleibt der gute Wortwitz bloß,
der kluge Scherz und die Bonmots,
dann darf der Lacher schallend sein,
putzt mir Gemüt und Seele rein.

EIN SPRITZER GLÜCK

'Bitte lächeln' steht geschrieben,
als Motto für den frohen Tag.
Lerne, dich erst selbst zu lieben,
bevor's ein andrer tun mag.
Die Mimik und der Augen-Blick
sind in der Wertung relevant.
Dein Vis-a-vis gibt nur zurück,
was im Gesicht zu lesen stand.
So streichle dein Seelen-Ich,
daß es nach außen strahlt,
bis ein andrer streichelt dich,
gar für dein Lächeln zahlt.
Scheitert jedoch alle Müh,
die Trümpfe sind vom Tisch,
war es vermutlich bloß zu früh
und das Botox noch zu frisch.

SONNE DER NACHT

Fahles Licht in tiefen Nächten,
Schattenbilder flackern scheu,
verschwinden und erscheinen neu,
als Beleg für dunkle Mächte.

Wer sonst hätt‘ hier das Sagen,
wenn nicht Trolle, böse Geister,
Zombies oder Hexenmeister,
selbst die Wölfe jaulend klagen.

Dabei spiegelst du nur sacht,
mit deiner Himmelsscheibe,
als Sichel und mit vollem Leibe,
vertrautes Sonnenlicht bei Nacht.

FROSTIG

Ein kalter Ostwind weht
in winterliche Stuben,
der Gashahn abgedreht,
von einem bösen Buben.
Und bläst es noch so kalt,
pfeift eisig durch die Ritzen,
uns wird es nicht sobald
das Gemüt erhitzen.
Der Gerechte wird belohnt
für erlitt'nes Ach und Weh,
anders wär das schon,
schrieb der sich mit 'ä' !

STANDORT

DORT - in fernen Ländern
wo sich Schrift und Sprache ändern,
es schrecklich heiss und staubig sei,
wie in Hindukusch und Mongolei.
DA HINTEN - ganz weit weg von hier,
bei Unmensch und bei Ungetier,
wo Gefahren anders heißen,
Schlangen und Skorpione beißen.
DRÜBEN - überm großen Teich,
im Büffel- und Indianerreich,
wo groß und frei und weit und wild,
das Waffenrecht noch heute gilt.
DRUNTEN - auf Dschungel oder Wüstenlinie,
bei Kannibal und Beduine,
ist mir das Dasein zu brutal,
das Überleben eine Qual.
DROBEN -  bei Lappe und bei Eskimo,
kein Tag und Nacht, wie anderswo,
dazu noch eisig, einsam, öde,
das ist mir zu blöde.
DRUM DA - in Europa, mittendrin,
macht alles irgendwie auch Sinn,
versteht doch bitte mein Pläsier:
ich bleib am allerliebsten hier.

IM SCHATTEN DER BUCHE

Unterm grünen Baldachin
das Leben noch erträglich schien.
Wo draussen Sommerhitze flirrt,
der kühle Geist hier selten irrt.
Er sucht den Blick zum Firmament,
sinniert, wer führt dort Regiment
und übt im nächsten Augenblick
am Staatsbetrieb, harsche Kritik,
auch mit Kirchenpotentaten,
ist er nun in Streit geraten,
selbst die Kicker, faule Bande,
kriegen einen mit, am Rande.
Für Nachbar- und Beziehungsstreit
ist danach auch noch etwas Zeit,
dann hat die Seele plötzlich Ruh
und die Augen fallen zu.

VOM GEGENÜBER

Man sitzt im Zug sich vis-a-vis,
die Scheiben sind beschlagen,
trotzdem versucht man irgendwie
den Blick hinaus zu tragen.
Denn gegenüber sitzt nun mal
ein gänzlich Unbekannter,
Stille wird so schon zur Qual,
die Nerven noch gespannter.
Es weichen sich die Augen aus,
schauen zum Boden nieder,
die Berührung ist ein Graus,
beim Strecken müder Glieder.
Erlösend kommt die Zielstation
und in wilder Hatz,
spring ich auf und lauf davon,
verwaist mein Fensterplatz.
Es geht nach Haus mit langem Schritt,
die Frau winkt schon herüber,
da pralle ich zusammen mit
dem Sitzplatz-Gegenüber.
Schon lange leben wir Wand an Wand
und hören durch sie voneinander,
nun reiche ich ihm meine Hand,
er ist nun ein Bekannter.

DAS KREUZ MIT DEM WORT

Ja, du bist mir rätselhaft,
hast Fragen ohne Ende.
Wo eine Wissenslücke klafft,
ermittelst du behände.
Hauptstadt von Sierra Leone,
der deutsche Komponist,
ein Nebenfluß der Rhone,
was der Duft des Weines ist.
Immer kann ich nur passen,
schüttele bloß den Kopf,
muß die Antwort liegen lassen,
fühl mich als armer Tropf.
Der Blick in Datenbanken
und googeln hilft beizeiten.
Für den bequemen Rater,
hinten die Lösungsseiten.

ZUGZWANG

Silbern schlängelt sich,
ein Doppel-Eisenstrang,
durch Berg und Tal
und dem Fluß entlang.
Als Nabelschnur bereit,
verbindet sie große Lücken,
zwischen Ödnis und Geschäftigkeit,
mit Tunneln oder Brücken.
Einem Adern-Netzwerk gleich,
pulsiert darin das Leben,
macht jeden Organismus reich,
im Handel und im Streben.
Viele sind schon lang dabei,
andere rüsten nach geschwind,
bekennen so ganz nebenbei,
daß sie nun Schwellenländer sind.

HÖHLENSCHNUPFEN

In feuchten Höhlen, in der Klamm
tropft es hier und da und dann
hängen dort die Stalaktiten,
von der Decke und inmitten
großer Hallen wachsen vom Boden
die Stalagmiten auch nach oben.
Es tropft und tropft seit Ewigkeiten
geheimnisvolle Flüssigkeiten,
so wie bei mir seit Tagen
und ich kann aus Erfahrung sagen:
Steter Tropfen, ist wohl Schnupfen.

DAS PLENUM

Im Auge eines Hurrikan,
im Zentrum einer Macht,
spürt man dieses Beben
energiegeladener Pracht.
Im Verborgenen rumoren
schon Pol und Gegenpol.
Hinter verschlossnen Toren
entscheidet sich unser Wohl.
Was Zukunft bald bedeutet,
was fällt, was hat Bestand,
wird hier nun eingeläutet
und flutet dann das Land.
Es fegt ein frischer Wind
über Felder und in Fluren,
hinterläßt wohl abgestimmt,
veränderte Strukturen.
In der Natur, sowie im Leben,
stagnieren wird’s nicht geben,
drum sei dir stets bewußt,
daß es Wandel geben muß.

ALTHERRENSPORT

Alte Männer und der Sport
sind gegenseitig sich im Wort,
wollen einander ja nicht schaden,
erlaubt z.B. warmes Baden.

Unnötig sei auch große Hetze,
Jagd gar auf die vorderen Plätze,
da greift man zielstrebig und jovial,
lieber nach 'nem Wein-Pokal.

Pumpen in der Muckibude
zu martialisch und zu krude,
dann eher auf die Yogamatte,
Sonnengruss und nachher Latte.

Tief gebückt im Renndress radeln,
schadet Rückgrat und den Wadeln,
dagegen Picknickkorb und Dosenbier
sind das reinste Elexier.

Wandern an der frischen Luft,
bis einer „Compostella“ ruft.
Diese Etappe nicht so schwer,
doch die Hunderten vorher.

Den Ringkampf mit dem Schweinehund,
der in mir ist, der in mir wohnt,
hab ich noch nicht gewonnen,
ein Sportabzeichen nie bekommen.