Sinniges - Seite 1

ABSCHIED

Betroffen, um das Herze eng,
die Augen voller Glanz,
Blick zum Boden, Miene streng,
dem Dasein auf Distanz.

Fremde Gräber stehn Spalier
Zeugen von vergangnem Glück,
zurück zum Alltag schreiten wir,
lassen einen Freund zurück.

Ruhe wohl im irdnen Schoß,
fernab von Mühn und Wehn,
es ist doch eine Weile bloß,
bis wir uns wiedersehn.

ABSCHIEDSTRÄNEN

Abschiedstränen,
ich wollte sie ja nicht erwähnen,
doch sie sind wertvoll, sie sind rein,
wie ein selt’ner Edelstein,
sagen mir an jedem Orte,
ohne viele, dumme Worte,
dass du mich liebst
und am liebsten bei mir bliebst.

AUF BALD

Ein guter Mensch ist aufgebrochen
ins ferne Königreich.
Dort ist ihm ewig Glück versprochen
und Seelenheil zugleich.
Einsam schauen wir hinterdrein
und der Weg zum ewigen Licht,
ist ein Abschied nur zum Schein,
nicht wirklich ein Verzicht.
Folgen wir doch bald den Spuren,
kommen selbst in den Genuß,
bar aller irdischer Faktoren,
gibt's ein Wiedersehn zum Schluß.

BIS DAS DER TOD ...

Glück, eine Residenz aus Glas,
auf einem Thron aus Porzellan.
Glück, du bist so filigran,
wie leicht zersplittert das.

Scherben, schneiden tiefe Wunden
lassen sich nicht kitten.
Scherben, bringen Pech inmitten
aller froh gelebter Stunden.

Liebe, ist der Balsam drüber,
glättet all die Narben.
Liebe ist, bis sie verstarben,
ihrer beider Seelen Kleber.

DAS EWIGE BUCH

Der Tag erlischt im Abendrot,
allsamt mit Licht und Schatten
und allen Heldentaten,
die ihm das Schicksal bot.

Die dunkle Glocke Nacht
löscht alles was geschah
und man bei Licht besah,
mit brachialer Macht.

Der Morgen nicht vergebens
gebiert der Angst anstatt,
ein weiteres leeres Blatt,
im Almanach des Lebens.

D-DAY

Wellen voller Energie
landen in der Normandie,
bündeln ihre Kräfte
wie alliierte Mächte.
Sie wirken mit Getöse
wider all das Böse,
das dort im Felsen ruht
als Teufels Höllenbrut.
Es schmirgeln Elemente
den Stein zu Sedimente
und in Ewigkeiten dann,
ist versandet Grössenwahn.

DER TIEFE SINN

Zum Atmen keine Luft,
wie in einer Gruft,
Dasein wie in Ketten,
doch Seele will sich retten.

Hoffnung ist ihr Trost,
wird zur Alltagskost.
Mit Glaube an das Glück,
kehrt Lebensmut zurück.

Kämpfen heißt das Spiel
mit Inbrunst und Gefühl.
Suchst du des Lebens Sinn,
ES selbst ist der Gewinn.

DIE ABRECHNUNG

Auf die Pracht des Lebens,
gar mit ritterlicher Minne
und Betörung aller Sinne,
warte ich schon lang vergebens.
Mit oberflächlicher Distanz,
erschliesst sich mir nicht immer,
der Schöpfung wahrer Glamour,
das nennt man Ignoranz.
Im allgemeinen Trubel,
sind Augen blind und Ohren taub
und alles schmeckt nach Strassenstaub,
kein Platz für großen Jubel.
Die Strafe für meinen Frevel,
in der letzten Stunde, so Gott will,
wird es erst dunkel und ganz still,
dann riecht es stark nach Schwefel.

DIE ERSCHEINUNG

Bei jedem Schrei und jedem Schmerz
verliert die Seele an Substanz,
bei jedem Stich in deinem Herz
deine Augen ihren Glanz.
Es bröckelt schon dein Fundament
und die Prinzipientürme wanken,
es steigern sich Ressentiment
und teuflische Gedanken.
Da just erscheint die Lichtgestalt
und öffnet seine Arme weit,
du bist mit biblischer Gewalt
von den Dämonen nun befreit.

EINE BITTE

Kleines Herz, oh schlage,
schlag noch viele Tage.

Schenk mir viele Sonnen
und ein Reich an Wonnen,
daß Augen Wunder schauen
und Seelen sich vertrauen.

Gönn mir geraume Zeit
und Liebesglück und Leid,
das ganze Spektrum eben,
welches man nennt: Leben.

Erlaub' das ich verstehe,
bevor ich dereinst gehe.

GEDANKEN EINES TRAUERTAGES

Jäh hat der Tod heut zugegriffen,
hat einen Freund uns fortgerissen.
Den lieben Menschen nahm er mit,
wie unerklärlich dieser Schritt.
Für ihn sind wirklich alle gleich,
ob gut, ob bös, ob arm, ob reich.
Er kümmert sich nicht um Gefühl,
um guten, schlechten Lebensstil.
So ist er gänzlich absolut
und greift entsprechend zu und Mut
braucht jeder, der erkennen muß,
für uns alle kommt der Schluß.
Als Trost und Hoffnung bleibt sodann,
für Trauernde und Jedermann,
daß über ihm noch jemand thront,
der nicht nur straft, sondern auch lohnt.

GESPENSTERHAUS

Häuser ohne Fenster
haben kein Gesicht,
beherbergen Gespenster,
ganz ohne Sonnenlicht.

Im Schattenreich geboren,
Leben im Sarkophag,
sind sie im Licht verloren,
scheuen den hellen Tag.

Drum öffnet alle Luken,
entzündet tausend Kerzen,
es endet alles spuken
und Wärme füllt die Herzen.

GLAUBE 3.0

Seit das Denken uns gegeben,
das tierische ward obsolet,
deuten wir Natur und Leben,
so gut das eben grade geht.

Doch vieles bleibt uns vage,
ist ungeklärt bis heut
und aus manch offener Frage,
wird dann ein Glaubensstreit.

Erst reine Hypothesen,
mutieren die über Nacht,
zu Geboten und Malaisen
mit religiöser Macht.

Glauben heißt, nicht wissen,
lehrt uns der Atheist,
denk bloß nicht zu verbissen,
daß DEIN Wissen richtig ist.

Schau über deinen Tellerrand,
anstatt verbohrt zu beten,
erwäge öfters mit Verstand,
den Glauben upzudaten.

IM WOLKENKUCKUCKSHEIM

Die Sonne kitzelt an der Nase,
spring freudig aus den Federn.
Ich strecke mich, hör auf die Blase,
sonst gibt es nichts zu zetern.

Es zwackt nicht in den Knochen,
kein Tinnitusgeschrei.
Geh freudig Kaffee kochen,
der Morgen sorgenfrei.

Familie schwelgt in Harmonie
und Partner voller Liebe.
Das Leben pure Phantasie
im Paradies der Triebe.

Kein Terror heut im Morgenblatt,
Sektierer suchen Frieden.
Ein Serum gegen Krebs anstatt
erfand man, steht geschrieben.

Klimawandel geht zurück
und Wüsten werden grün
Völker einig nun ein Stück,
um im All zu überstehen.

Leider,
solch Szenarium gibt es allein,
nur im Wolkenkuckucksheim.

IMMER - NIMMER

Und immer kehrt ein Morgen wieder.
Licht und Schatten startbereit,
Für das täglich Auf und Nieder,
Bis hin zur Vergänglichkeit.

Und immer schwelgt die Tagespracht,
Lässt Unbill uns vergessen.
Wenn irgendwo die Sonne lacht,
Sind wir vom Glück besessen.

Und immer bricht die Nacht herein,
Schwarz wie ein Leichentuch.
Träume werden schnell zur Pein,
verkünden einen bösen Fluch.

Und nimmer kehrt ein Morgen wieder...

KISMET

Das Schicksal ist ein Anarchist,
fragt nicht nach Ach und Wehe
und ob du einverstanden bist,
mit dem was dir geschehe.

So hilft kein Hadern oder Flehn
kein Beten oder Spenden
und es wird alles so geschehn,
wie vorbestimmt auch enden.

Einzig steht in unserer Macht
sich in Demut zu verneigen
und dem allen mit Bedacht,

IMMER NUR DU

Mit der Freiheit, meinst du deine
und mit Treue, meinst du meine.
Scheitern manchmal unsere Ziele,
ja dann wollte ich zu viele
und ein Erfolg völlig spontan,
entspringt natürlich deinem Plan.
Wir sehen die Welt mit unseren Augen,
doch meine scheinen nicht zu taugen.
Du schaffst es stets aufs Neue,
daß ich irgendwas bereue
und das Wort gemeinsam,
klingt nach gemein und einsam.

KUMMERLAND

Ich zwinge mich zum Lachen
und kichere militant,
was soll ich sonst auch machen,
in diesem Trauerland.
Ich versuche mich zu kitzeln,
die Stellen wohl vertraut,
doch mit Gewalt zu witzeln,
ist leider schnell durchschaut.
Ich schneide mir Grimassen,
bin auto-humoresk,
will drinnen Frohsinn fassen,
wenn's draussen traurig ist.
Ich versuche es mit Witzen,
nur schmutzige und brillante,
doch es will nichts nützen,
weil ich die schon kannte.
Ich schreite nun zum Badetrakt,
mich ausgehfertig machen,
da seh ich mich im Spiegel nackt
und muß herzlich lachen.

NOTGEBET

Schlaflos geist‘re ich umher
kämpf mit Nachtdämonen,
treib in einem Geistermeer
voller Angstzyklonen.
Dunkelheit die Sinne prompt
verhüllt in schwarze Tücher,
in Panik die Erinnerung kommt
an das Buch der Bücher.
Frag ängstlich an der Höllenfront,
ob beten jetzt noch helfen kann?
Da dämmerte es am Horizont
und ein neuer Tag fängt an.

OH, TANNENBAUM

Der Baum ist aufgestellt,
ein Stückchen heile Welt
steht trotzig in der Stube,
schmückt die Schlangengrube.

Bunte Kugeln, Kerzen,
goldene Nüsse, Herzen,
Engelshaar und Zuckerwerk
verdecken nun den Kummerberg.

Mit ein paar Tagen Galgenfrist
der Alltag unterbrochen ist,
Seelenpein ist nun verdrängt,
ist vom Christkind ein Geschenk.