Nix für Anal-phabeten
VOM 'Springen Punkt' und 'Hüpfenden Komma' hat wohl jeder schon gehört. Wortspielereien eben. Da bietet unsere Sprache immer wieder neue und alte Zoten. Die alten werden aus der Versengung gehoben, die neuen voller Inbrunft über die asozialen Medien verbreitet.
Wie auch immer, mir fallen solche Wortjonglagen auf und ich sammle sie ein wenig. Das allermeiste ist da sicher schon im Äther unterwegs, trotzdem. Ich hoffe, einige weniger bedeutende davon sind ihnen so noch nie vor die Flinte....
EIN eigenes Genre sind dabei die verballhornten Redewendungen oder Parömien (Sprichworte), das klingt in etwa so: Die eben zitierte 'Flinte ruhig mal in den Hafer' oder auch gerne 'die Eulen vor die Säue werfen', warum eigentlich nicht. Der verzwurbelte Spruch weckt so neue Aufmerksamkeit, ohne diese würde alles rasch in den Hirn-Aureolen einfach so versickern - und futschikato! Nun jedoch findet der/die Gegenüber stutzig grübelnd: Ne, ne, du meinst bestimmt: 'Perlen nach Athen bringen' - und schon ist das Eis erbrochen.
Oder auch folgende Beispiele können zünden: >Das schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht. >Ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch. >Wer A sagt muß auch –limente sagen. >Man soll das Kind in den Brunnen werfen, solange es noch warm ist.
Das ist echt böse, nun Schluss damit oder wie wärs mit ein paar neuen Kreationen? >Ähre, wem Ähre gebührt. >Kommt Zeit, kommt Unrat. >Schau mal Eine an. >Ohne Schweiß kein Preis. >Was lange wärt, das gärt.
Vielleicht auch der Slogan der Gerichtsvollzieher: >Wer suchet der pfändet und unter Bräuten gängig: > Laßet den Knilch an mir vorüber gehen.
EIN anderes, ebenso ergiebiges Genre sind die Bauernregeln. An sich schon oft recht kurios, sind die verschandelten noch schöner: >Baut der Knecht beim Ernten Scheiß, bekommt er vom Bauern Feldverweis! >Fährt der Bauer raus zum Jauchen, wird er nachts ein Deo brauchen. >Klebt der Bauer an der Mauer, war der Stier wohl richtig sauer. >Die dicksten Bauern haben die dümmsten Kartoffeln. Usw., usw.
AUCH sehr beliebt, die Fußballersprüche. In dieser Berufsgruppe hält sich auch schon ewig das Gerücht der geistigen Drittklassigkeit - teilweise berechtigt, teilweise aber auch nicht. Für die Ewigkeit geblieben sind nicht Tore und Ergebnisse in der Sportgeschichte, sondern das unter vollem Adrenalin, 3 Minuten nach dem Spiel gegebene Interview. >Die Sanitäter haben mir sofort eine Invasion gelegt. >Ich habe ihn nur ganz leicht retuschiert. >Die Holländer sind vorne vom Feinsten bestückt. >Dann kam das Elfmeterschießen. Wir hatten alle die Hosen voll, aber bei mir lief´s ganz flüssig. >In einem Jahr hab ich mal 15 Monate durchgespielt.
ICH persönlich verarbeite gerne Worte, bei denen nur durch Änderung von ein, zwei Buchstaben ein ganz anderer Sinn entsteht - oft ist dies nur schriftlich übermittelbar. Siehe daher: Fettarme - fettarme; Leerzeit - Lehrzeit; Anmut - an Mut; arg listig – arglistig; voll weise – Vollweise; Homo Gen – homogen; streichelzart – streichzart; popo leer - populär
AUCH der sog. Malapropismus, die bewußt oder fälschlich gewählte, aber ähnlich klingende Wortwahl bringts: Syphilisarbeit -> Sisyphosarbeit; Konifere -> Koryphäe; Ovulationen -> Ovationen; hochsterilisiert -> hochstilisiert; Damenkloschwert -> Damoklesschwert; in windows Eile -> Windeseile; zum Bleistift -> zum Beispiel usw., usw.
EIN weiterer täglicher Rhein-Fall: Unüberlegte Worttrennungen am Zeilenende. Achten Sie mal in der Zeitung darauf. Finde ich spannend und tlw. echt lustig.
Quasi ständig muß ich solche Wortgebilde zweimal, dreimal lesen, ‘vor-mich-hin-murmeln‘, bis ich den Sinn verstanden habe.
Einige Kostproben zum Knobeln, hier einige meiner Lieblingsworte: Urin-stinkt; Naht-oder-fahrung; Altbauch-arme Hochen-taster; Baller-obern; Baum-essen; Brother-stellung; Dusch-lampe (2Worte); Nachteil-zug; Galauni-form; Busum-leitungen; Glück-sorte; Gassen-sor; Ruma-roma; Auto-renn-amen; Schlamm-assel; Wachs-tube; Müller-zeugung.
Unsere Sprache ist wirklich Klasse. Obwohl ich mangels Kenntnis anderer, das nur subjektiv feststellen kann. Trotz allem, seien Sie aufmerksam, hier im Schlaraffialand.