Socials - Seite 7

VON RECHT UND RACHE

Vor Frevel, Unbill, Missetaten
wird allgemein ja abgeraten.
Nicht nur weil Justitia lauert,
einen Sünder nicht bedauert,
auch Moral und Schamgefühl
sagen dir: das ist kein Spiel.
Schnell hat der Kadi dich verknackt,
das Gesetzbuch ausgepackt,
schon bist du bei Brot und Wasser
vorbestraft und totenblasser.

Lebensgefährlich wird deine Not,
wenn dir gerächte Strafe droht.

DU UND ICH UND ER

Bei Artgenossen rundherum,
scharf beäugt und kritisiert
und in Schubladen sortiert -
da findet sich manch Unikum:

>Der Prahlhans, immer vorne dran.
Er hat so manchen Kampf bestritten
und alle seine Gegner litten,
chancenlos, Mann gegen Mann.

>Der Feingeist, musisch und belesen.
Hat jeden Streit bisher besonnen,
durch diskutieren noch gewonnen,
sprachlos ist der Feind gewesen.

>Der Kümmerer, hilft ganz spontan.
Des Wohl des Anderen im Herzen,
teilt er immer Freud und Schmerzen,
‚sorglos‘ heißt sein großer Plan.

>Der Alleinseier, ganz introvertiert.
Nicht mit ‚einsam‘ zu vergleichen,
wird er stets sich selber reichen,
kontaktlos meint hier: reserviert.

>Der Frauenfreund, denkt feminin.
Seine Augen suchen in der Meute,
Komplimente fesseln dann die Beute,
wehrlos folgt das Opfer ihm.

>Der Verbitterte, verzweifelt schnell.
Schimpft auf alles und auf jeden:
das hätt‘s früher nicht gegeben,
hemmungslos ist er im Grell.

>Der Macher, fragt nicht lange.
Schnappt sich das Klavier,
arbeitet immer wie ein Stier,
kraftlos ist er nie zugange.

>Der Träumer, guckt in die Luft.
Stets in Gedanken weit verloren,
mit zweierlei Socken schon geboren,
arglos lebt er bis zur Gruft.

>Der Brutalo, ein eiserner Besen.
Schont weder sich, noch Fremde,
hat stets blutig seine Hände,
empathielos ist sein Wesen.

>Der Pessimist, zweifelt total.
Traut schon morgens nicht dem Tag
und nur den Menschen, die er mag,
hoffnungslos von mal zu mal.

>Der Optimist, mit Zweiflern ringt.
Die Stimmung selten mal im Moll
und sein Glas ist stets halb voll,
angstlos, was die Zukunft bringt.

>Der Held, couragiert im Leben,
ist stets nur bewundert worden,
und hat die Brust voller Orden,
ruhmlos wird es ihn nicht geben.

>Der Fantast, schwebt in anderen Welten.
Schwärmt einen irrealen Spleen,
doch Utopien, seien nichts für ihn,
bedenkenlos Eigen-Ideen gelten.

>Der Liederjan, oft Junggeselle.
Ordnung und Strukturen,
haben bei ihm nichts verloren,
zwecklos all die Appelle.

>Der Dummerjan, im Geiste schlicht.
Von Natur aus nicht der hellste
und gedanklich nicht der schnellste,
hilflos wenn der Meister spricht.

>Der Schlawiner, völlig raffiniert.
Ist ein Schlitzohr vor dem Herrn
und als Filou und Strolch so gern
respektlos und ganz ungeniert.

>Der Querdenker, warnt vor Gefahr.
Geheimbund oder fremde Mächte,
ihn um seine Freiheit brächten,
rücksichtslos seien die fürwahr.

>Der Menschenfänger, mit Charisma.
Sammelt Seelen mit Entzücken,
um seinen Stempel aufzudrücken,
kritiklos folgt ihm seine Schar.

>Der Drückeberger, altbekannt.
Wird Verantwortung verteilt,
ist er den Blicken längst enteilt,
bedeutungslos haust er im Land.

>Der Normalo, so wie ich.
In allen Dingen Mittelmaß,
der Schöpfer ein Talent vergaß,
sinnlos und verwunderlich.

DER PROTEST

Fighter, freedom-fighter,
sollten wir wohl alle sein.
Wir sind doch in der Mehrheit,
wir sind doch nicht allein.
Ein Aufstand der Gerechten,
ein Schrei aus tausend Kehlen,
kann bei üblen Mächten,
die Wirkung nicht verfehlen.
Es gibt schon immer den Protest
der Mauern stürzen kann
und Potentaten zittern läßt -
wann fangen wir endlich an.
Wie schafft es eine Clique nur,
die Macht zu konzentrieren,
es ist doch wider die Natur,
wenn Mehrheiten verlieren.
Sind wir alle nur im Grunde,
Teil einer grauen Masse,
die ich zu jeder Stunde,
als Herrscher zappeln lasse?
Wie Sandkörner im Wind
sind wir alleine nichts,
wir brauchen den ‚Zement‘,
der uns zusammenhält,
mit Herz und mutiger Fasson,
wird daraus schnell Beton.

IN DER KLINIK

Hinter hellen Fenstern Leid
Und manch Hoffnungslosigkeit.
Entschieden wird dein Wohl und Wehe
Durch weisse Könner in der Nähe.
Und ferne Mächte helfen stille,
Im Einzelfall gar Gottes Wille.
Denn oftmals wird noch alles gut
Und du kehrst heim mit neuem Mut.

DIE HUTPROBE

Wirf deinen Hut empor,
komm, trau dich das nur!
Es trägt ihn der Wind ein Stück,
kehrt aber bodenwärts zurück.
So sei es tausende Mal,
immer dasselbe Ritual.
Doch es kommt der eine Tag,
wo er nicht wiederkommen mag,
fliegt weit und ungewohnt,
bis hinter den Horizont.
Das beweist im Lebensreich,
bleibt nichts unendlich gleich.
Ein Tag wie der andere meint,
das alles selbstverständlich scheint.
Und noch am vorletzten Tag
man es nicht glauben mag,
bald fliegt deine Seele weit,
genauso wie der Hut seinerzeit.

EIN TRAUM

Durch das Fenster pfeift der Wind
ins Schlafgemach, streift mein Gesicht.
Der böse Traum ist weggewischt,
danke dir, du Himmelskind.

Trag das Schlechte weit, weit fort,
schieb die dunkle Wolkenfront
hinter meinen Horizont,
zu einem fernen Höllenort.

Verbrenne dort den Müll der Welt,
denn Krankheit, Krieg und Wut,
brennen in der Hölle gut
und Frieden Einzug hält.

LEBENSBUND

Frisch verliebt und jung gebunden,
oder erst recht spät gefunden,
egal wie eine Paarung heißt,
die Zweisamkeit hat ihren Reiz.
Doch Verliebtheit macht auch blind,
für all die Makel, die da sind.
Reichen Toleranz und Liebe
auch am Ende aller Triebe,
in den Jahren voller Sorgen
und der Angst vor einem Morgen,
bis hin zu Alter und Gebrechen,
kann man das heute sich versprechen?

Sooo wichtig ist deswegen:
Man sollte (E)ehe überlegen.

HAST DU SCHON GEHÖRT?

Gerüchte sind wie Gerüche.
Manche schleichen aus der Küche,
ziehen durch Flur und Treppenhaus
und durchs offene Fenster raus.
Letztere verduften dort,
aufgelöst sind sie bald fort,
doch die anderen, ganz geschwind,
mehren sich, wenn sie draußen sind.
Ziehen aufgeplustert ihre Spur
der Verwüstung und Verleumdung nur
und nach dem Sturm, eisige Stille,
betretenen Mienen und Gefühle.
Drum sorge ruhig für frischen Wind,
wo Mief und Mißgunst heimisch sind,
doch hinterher muß das Terrain,
gut gereinigt und gelüftet sein.

DER SCHREI

Schließ die Augen, träum dich fort,
wenn draußen Schrecken waltet.
'Beame' dich zum Sehnsuchtsort,
wo Frieden sich entfaltet.

Schließ die Ohren, höre weg,
wenn die Bomben dröhnen.
Kannst mit Sinfonien im Kopf,
Kriegslärm übertönen.

Schließ die Lippen, atme ein,
wenn die Herzen beben.
Schrei heraus dein Seelenpein:
Es gibt das Recht auf Leben!!!

BÖSES ERWACHEN

Einst voller Lieb erblindet,
das Herz Erfüllung findet
und lange Zeit glückstrunken
in wahrer Seligkeit versunken,
kommen Tage des Erwachens
und das Verstummen allen Lachens,
dann schlägt nicht nur dein Herz für mich,
auch deine Faust, so fürchterlich.
Das Traute bröselt weg im Sturm,
zerstiebt aus dem Gefängnisturm,
Geborgenheit war bloß ein Traum
und die Schwüre bittrer Schaum.
Es hilft allein die Flucht vor dir,
vor Lug und Trug und viel Genier,
bist du auch wütend und perplex,
jetzt nur der Tyranno saures ex !

GÄHNENDE LEHRE

Der Meister seinen Lehrling kennt,
beäugt ihn auf allen Schritten,
wenn der wieder heimlich pennt,
liest er ihm die Leviten.

Ist der Chef gerade ums Eck,
der Stift beginnt zu gähnen,
scheint schon morgens, frisch am Werk,
sich nach dem Bett zu sehnen.

Der junge Körper mittags platt,
hängt am Schraubstock nun kopfüber,
hat die Brasselei längst satt
und wär‘ woanders lieber.

Wenn ER den Meisterbrief besteht,
dann ändert sich die Lage.
Die Peitsche schwingen leichter geht,
als unterm Joch die Plage.

VOLLMOND

was hast du nur vor?
Wirfst Schatten bei Nacht,
was soll all die Pracht?
Der Sonne konkurrieren,
kann nicht funktionieren.
Mach bloß keine Witze,
dir fehlt doch die Hitze.

Obwohl, mir fällt ein,
auf deinen kalten Schein,
kann ich mitnichten
des nachts verzichten.
Von einer Männersause,
auf dem Wege nach Hause,
bin froh und vergnügt,
dass es die Säufersonne gibt.

ERZIEHUNG LEBENSLANG

Man spielt nicht mit dem Essen‘,
sprach die Mutter oft,
das hatte ich schon vergessen,
bis es heut ganz unverhofft
Nudeln gibt, ganz alphabetisch.
Für einen Reim am Tellerrand
such ich gerad’ vergeblich,
bis meine Frau, sonst tolerant,
mit erhob’nem Finger spricht:
‚Mit dem Essen spielt man nicht!‘

SOMMER

Die Luft so lau,
Veilchen so blau,
Falter flattern keck
aus dem Versteck,
Schwälbchen vergnügt
den Himmel durchstiebt,
Bienchen emsig summen,
zum Blütenmeer kommen,
der Bauer ganz beseelt
seine Felder bestellt,
Kinder ausgelassen
toben im Nassen,
schattig ich sitze,
glühend vor Hitze,
warte hier besonnen,
der Eismann soll kommen.

MECKERLAND

Man muß seine Zunge hüten,
und jede Kleinigkeit vergüten,
einen blöden Spruch vermeiden,
sich in der Kritik bescheiden.

Einen Rempler aus versehen,
kann der Macho nicht verstehen,
doch an seinem Auspuff-Röhren,
darf sich aber niemand stören.

Ein ganz unbedachter Blick
und der Assi schreit zurück.
Jugendliche raunzen kalter:
Na, was guckst du, Alder!

Kinderlärm wird zum Verdruss,
auch ein vergessener Morgengruß,
in sozialen Medien, nicht zuletzt,
wird bedingungslos gehetzt.

Vordrängeler beim Bäcker
oder beim Parkplatz um die Ecke,
denunziante Nachbarschaft
mit selbstgeschriebenen Knöllchen lacht.

Überall Mecker- und Rüpelei,
der Andere ist stets einerlei,
wir an soziale Grenzen stoßen,
hier im Lande der Mimosen.

FUSCH AM (Körper)-BAU

Der Körperkult, ein Urzeitding.
Menschen es schon früh verfing,
Schöpfung zu optimieren,
neue Trends zu generieren.
Körper, Kleidung und Kulturen,
Riten, Sitten, zeigen Spuren,
vom jeweiligen Zeitgeschmack,
von Hokuspokus, Schabernack.
Heut sorgen Medien und Industrie,
für deinen Lifestyle wie noch nie.
Von Bodymaß bis Doppelherz,
alles liefert der Kommerz.
Und die Künstler am Skalpell
korrigieren alles schnell,
falls bei Nase, Lippen, Brüste,
nicht alles ist, wie es sein müßte.

Schon immer alles Blasphemie
und Fusch am göttlichen Genie.

AUF KUR

Zu Genesung und Erholung pur,
schickt man Menschen in die Kur.
Mit Therapie und Trainingsfleiß
entkommen sie dem Teufelskreis,
von Schmerzen und Psychosen
und manch anderer Diagnosen.
Gewappnet für die neue Zeit,
gestärkt, zu allem nun bereit,
kommt nach ein paar Wochen Fremde,
für Kurende dann Kurende.

WORTGEWALT

Nur ein paar Worte
sind es gewesen,
von jener Sorte,
von den bösen,
die dich verletzen, wie
Schläge ins Gesicht,
wie Tritte ins Knie,
verlorenes Gleichgewicht,
verschwundene Harmonie.
Jetzt müssen neue her,
bloß ehrliche und wahre
selbst die haben es schwer
und brauchen oft Jahre.
Stets bleiben nach Wunden,
nach allerlei 'Darben',
wenn diese verschwunden,
noch immer tief die Narben.

VON BANKSY UND CO.

Hat der Künstler einen Spleen,
lohnt sich das sogar für ihn.
Ganz abgesehn von seiner Kunst,
braucht es den verruchten Dunst,
einen Schleier aus Gerüchten,
von denen Insider berichten
und Halbwahrheiten, gut gepflegt,
bis das Image endlich steht.
Eine Marotte noch im Outfit fehlt,
das Markenzeichen wird gewählt:
Sonnenbrille, Tag und Nacht,
Schlapphut, Mütze, Kappe lacht,
der Zwirbelbart, ein Pferdeschwanz,
Pfeife rauchend, Firlefanz.
Der Kunststil, unverwechselbar,
welche Hand da tätig war
und rätselhaft gar über Nacht,
ein neues Werk zur Straße lacht.
Das Phantom ohne Gesicht,
ein bess’re Marke gibt es nicht.

GARTENARBEIT

Ich ruhe auf der Liege
es raschelt im Gebüsch,
das ist aber kein Igel
und ist auch keine Müsch.
Meine Frau erscheint mit Stolz
und einem Arm voll Kraut
aus dem dichten Unterholz
siegesbewußt und schaut
verschwitzt mir in die Augen.
Es liegt im Blick ein Unterton,
zum Fürchten könnt er taugen,
doch zum Glück kenn ich den schon.
Meine Parole nun, damit sie lacht:
Das hast du aber gut gemacht!