Schmunzler - Seite 4

MISSVERSTÄNDNIS

Frisch und munter, guter Dinge,
zu einer kleinen Reise bringe
ich Lust und frohe Laune ein
und freue mich auf tollen Wein.
Nun vor Ort beschleicht diskret
mich schlechtes Karma, doch zu spät.
Schon komme ich zur Räumlichkeit,
in der es deutlich schluchzt und schreit.
Zu Jammer, Tränen allenthalben,
wird therapeutisch angehalten.
Hier ist nicht das gesuchte
'Weinseminar, das ich mir buchte.

ZUGVÖGEL

Es kommen aus der Ferne,
zurück zu ihrem Neste,
die Himmelsstürmer gerne,
sind unsere Sommergäste.
Sie jagen durch die Lüfte,
in Stadt und Feld und Flur,
durch sommerlaue Düfte,
als Gaukler der Natur.
Doch die Instinkte treiben
sie wieder fort von hier,
nur Asphaltschwalben bleiben,
im Winter im Revier.

VON LUV UND LEE

Wind, oh Wind,
du himmlisches Kind.
Wie man mit deiner Kraft
die Eroberung der Meere schafft,
auch wie man damit Strom erzeugt
und deine Kräfte sinnvoll beugt,
das wurde alles schon entdeckt,
doch welch Gewalt dahintersteckt
erfahre ich oft nächtens spät,
wenn er dein Gaumen-Segel bläht.

INKOGNITO

Unser Bulle 'Hanniball'
ist der Beste hier im Stall.
Er liebt die Frauen seines Schlages
bei der Nacht und bei des Tages.
Man kann ihn dafür sogar wecken
seine Wollust zu verzwecken.
Von edlem Blut, als von-und-zu,
imponiert er auch der dümmsten Kuh.
Vom Andrang seiner Fans verdutzt,
er stets den Decknamen benutzt.

MORITAT

Herr X in seiner letzten Stund,
nahm eine Ecker in den Mund.
Sie landet' so in seinem Grab,
weil er kurz darauf verstarb.
Der Herr war stets recht korpulent,
drum wuchs die Ecker opulent
und im Lenz, so übers Jahr,
sah ein Jeder wunderbar,
wo befand sich einst der Mund,
weil eine Buche nun da 'stund'.
Nach hundert Monaten sodann,
stand im Grab ein starker Stamm.

Der Leib, schon lange aufgezehrt,
die Seele in das Astwerk fährt.
Herr X ist dort sehr aufgebracht,
endet heuer seine Grabespacht.
Nach 30 Jahren Zweisamkeit,
steht die Axt nun schon bereit.
Für die Grabstatt, nah und fern,
sucht man einen neuen Herrn.
Der Holzfäller kommt gerade recht,
haut die Axt sich ins Gemächt,
gibt so mit seinem Lebenssaft,
der Blutbuche neue Lebenskraft.

ALTERS-BLUES

Leise rieselt der Kalk,
es bröckelt die Vernunft,
das Pflegeheim ruft bald,
als letzte Unterkunft.
Die Sinne sind schon matt,
die Libido gestillt,
der Stuhlgang nun anstatt,
als ‚Darm-Orgasmus‘ gilt.
Das ist normal in der Natur,
auch Vorgesetzte finden,
stets entscheidend ist doch nur,
was dabei rauskommt – hinten!

KÖLLE

Het dä FC verlore,
dich dinge Leevche bedroge.
Sin de Aktie jefalle,
du bes de Doof von alle.
Drücke dich ärsch de Sorge
oder es ed Aschermittwoch-Morje.
Alsu em mer, wenn ed Glück zerronn,
„hes do dä Pippi en d‘r Auchge ston“.

Het dä FC ens jewonne,
ess dä Papst anjekumme,
hes et grosse Loss jezoge,
dinge Son wod jebore,
dä Dom ess fädich in ene Rutsch
un Düsseldorf ess vom Glovus futsch.
Alsu em mer, wenn vor Glück schingk d‘ Sonn‘,
„hes do dä Pippi en d‘r Auchge ston“.

Ess dä FC ävver opgestiege
jar in d‘ oberste Riege,
hürt ehr dat leed: Mi Hätz, minge Stadt,
oder sprich ens ene Japaner platt,
kütt eesch eimol dä Prinz und dä Zoch,
un de allerste Kamelle flog,
dann stun mer all zosamme,
de Willy jöve noh eimol Autogramme.
Alsu em mer, wenn d‘ Kölsche Jeföhle han,
„hes do widder dä Pippi en d‘r Auchge ston“.

SPIEGLEINS RACHE

Spieglein, Spieglein an ,de‘ Wände',
du sprichst manchmal zu mir Bände,
ob ich schön bin oder nicht
sagst du glatt mir ins Gesicht.
Du hast kein Mitleid, keine Gnade
und das ist oftmals für mich schade,
ich seh mit Hoffnung täglich dich,
und darin dann mein wahres ICH.
Es bleibt mir drum ein Mittel nur,
ich schlage dich, bist du auch stur,
ich schlage dich, bist du zerspringst
und umsonst ums Leben ringst.
Dann liegst du ganz zerschmettert dort
und ein Besen fegt dich fort
und ich seh mich, welche Schmach,
in den Scherben hundertfach.

REN-TABEL

Die letzte Fahrt zu Tale,
der Schlitten hoch beladen,
es ächzen schwer die Kufen,
Schnee stiebt bei den Hufen.
Der rote Kutschermann
treibt das arme Zugtier an,
erreicht erschöpft die Strasse,
es dampft der Leib, es glüht die Nase.
Noch nicht zu spät, ich denke,
sind verteilt alle Geschenke.
Glück jetzt in den Stuben weilt,
der Kutscher rasch zum Zugtier eilt,
streicht übers Fell und applaudiert:
Rudolph, das hat sich doch rentiert.

LIEBESKRANK

Der großen Liebe wegen
stehst du nass im Regen.
Unter Elkes Fensterbank
wirst du wohl bald grippekrank.
Nur in ihrer Nähe sein,
ist für dich wie Sonnenschein
und es rinnen zum Beweis,
Regentropfen dir wie Schweiß.
Der Puls pocht in den Ohren,
Adrenalin kocht in den Poren.
Elke schaut derweil im Mieder,
fröstelnd schon, zu dir hernieder.
Bedauert den armen, nassen Hund,
wirft dir einen 'Knirps' hinunt'.
Doch zu spät scheint es für diesen,
mußt zum ersten Male nießen.

EIN DUTZEND

Ein nebelgraues Leichentuch
hat Feld und Flur begraben.
Man fürchtet einen bösen Fluch,
als kreischend fliehen, Raben.
Dreizehn sind es an der Zahl.
Was soll das bedeuten?
Wird die Zukunft eine Qual?
Droht Ungemach den Leuten?
Jetzt fehlt noch ein schwarzer Kater,
das Mirakel wär perfekt
und der Teufel: "Heiliger Vater!"
auf dem Acker hier entdeckt.
Doch es bleibt still, kein Höllenfeuer.
Aus schemenhaftem Dunst erscheint
kein gehörntes Ungeheuer
und keine verlorene Seele weint.

Ich schaue nach, was ist nur los,
da waren es zwölf Raben bloß.

WINTERFREUNDSCHAFT

Ein Schneemann steht im Regen,
ich habe ihn gebaut,
er liebte mich deswegen
und hat mir stets vertraut.
Nun schmilzt er hoffnungslos,
die Welt ist oft makaber,
es bleibt mir die Erinnerung bloß
- verflossener Liebhaber.

VON GEISTERN

Er ist vor Schrecken kreidebleich
und im Zittern Meister,
die Knie sind wie Gummi weich,
denn es gibt hier Geister.
Die Todesangst verschwindet nur
- so paradox es klingt -
wenn er möglichst schnell und pur
einen ‚Wein-Geist‘ trinkt.

DIE MITTAGSRUH

Dem Tagwerk längst entrissen,
eingetaucht in Sofakissen,
weile ich in tiefem Traum,
an Südsee-Insels Ufersaum.
Einsam-weiter Palmenstrand,
Augen blendet weißer Sand,
lauer Wind streichelt die Haut,
Meeresduft riecht so vertraut.
Silbern glitzern sanfte Wellen
bis zum Horizont und stellen
Frage, wo bin ich gestrandet,
auf welchem Eiland nur gelandet?

Ein Einheimischer betritt die Bühne,
ganz hektisch ruft der braune Hühne:
"Freitag - glücklich - sehr.
Robinson, du endlich hier!"

IM FREIBAD

Glühend heiß die Sonnenglut,
der Fixstern meinte es so gut,
alles Leben suchte Schatten,
den wir unter Bäumen hatten.
Freibadleben, Wasserspaß,
gab's zudem im kühlem Nass.
Ein hitzig Toben um das Becken,
um sich bald wieder abzuschrecken.
Tag für Tag die ganze Meute,
unbeschwert in Ferienfreude.
Dank Bademeisters Vorarbeiten,
hatten wir chlorreiche Zeiten.

DER ABWURF

Das Glück dieser Erde,
liegt auf dem Rücken der Pferde.
Doch wohl niemand fragte je,
wie ich das unterm Sattel seh,
trag sprichwörtlich dazu bei
und manche Last und Tyrannei,
denn für das Glück dort oben,
heißt es eifrig üben, proben
und mancher wird wohl nie
das perfekte Reitgenie.
In ein paar Einzelfällen doch,
gingen mir die Gäule durch,
soviel Dummheit, nicht zu fassen,
konnt ich nicht auf mir sitzen lassen.

GRUPPENSEX

Ist der Galan bereits ergraut,
er in düstre Zeiten schaut.
Falls seine Glut noch etwas glimmt,
frisches Reisig hilft bestimmt
und zur Not soll es daneben,
auch ein 'Blaues Wunder' geben.
Hexal und Bayer sind so nett,
liegen eifrig mit im Bett.

AM STRAND

Der 'Nixer' träumt so von Natur
von holden Wasserwesen nur,
-der Meerjungfrau in Kopenhagen,
-der Loreley mit blonden Haaren,
und bei James Bond und Dr. No,
-von Ursula Andress sowieso,
-der Werbefrau von Almased,
die am Strand nie langsam geht.
Doch Achtung! Im realen Leben
steigt anders als im Traum soeben,
aus sanften Wellen und der Gischt
Mehr-Jungfrau auf, als nötig ist.

DIE ENTSTEHUNG
DES HÜFTGOLDES

Die kleine Kalorie beschwingt
an meinem Zäpfchen abwärts schwimmt,
plumpst lustig in den Magensaft
und paddelt dort mit letzter Kraft
zum Ausgang Richtung Därme hin,
dort schätzt man ihre Energien
und aufgesplittet in Portionen
erfüllt sie baldigst die Missionen,
steht schnell parat, ist Not am Mann,
im Muskel und Geschlechtsorgan.
Ist kein Bedarf, so hin und wieder,
läßt sie sich an der Hüfte nieder.

IM GARTEN EDEN

Hinter hohen Ligusterhecken
kann sich Deutschtum gut verstecken.
Kontrolliert vom Satzungsscherge,
liegt das Land der Gartenzwerge.
Im Rosenbogen eingetreten,
vorbei an blank geputzten Beeten,
führt uns der Kiesweg schnörkellos,
zum genormten Gartenhaus.
Prämierte Rosenstöcke grüssen,
1A-Rasen liegt zu Füssen.
Der Obstbaumschnitt ist fachgerecht,
verspricht, die Ernte wird nicht schlecht.
Alle Parzellen Seit-an-Seit,
sind wie geklont nun schon bereit,
denn der Vorstand patrouilliert,
ermahnt, wenn etwas sehr variiert.
So stört auch mittags Kinderlachen,
des abends eine Party machen.
Satzungskonforme Rücksichtnahme,
steht auf der Laubenpieper-Fahne,
das kann man doch erwarten,
hier im 'Strebergarten'.