Der Doppler-Effekt
Wir kennen das alle.
Nennt sich: Spekulatius-Ring, Printen-Gürtel oder Spritzgebäck-Wampe.
Die Spuren der Weihnacht, die wir anschließend umher tragen sind gemeint. Jedes Jahr ist die Phase davor, also laut Angebot des Einzelhandels ab September, Oktober mit neuen Schwüren verbunden:
„Dies Jahr halte ich mich mal zurück; es wird nix unnötig gekauft, denn einmal im Haus, muß der Süßkram ja auch gegessen werden; selber backen nur zum Verschenken, sollen die anderen sich mit den Kalorien rumärgern; kauf bloß nix nach dem Fest in 50%-Rabattzeiten.“
Und was geschieht letztendlich? Schwüre, was bedeutet das schon. Das sind Kurzschlußreaktionen, übertriebene Signale aus den Tiefen der Vernunft,
Spielverderber, ist doch nur einmal im Jahr Weihnacht und der Glühwein, der Beaujolais des Winters, muß schließlich auch probiert werden. So ist statistisch in diesem Jahr jeder Deutsche trotz der Schwüre über die Tage 0,8kg schwerer geworden. Ich glaube indes, ich habe dabei 2,5mal hier gerufen. Egal. Ist eben Statistik und ich nehme die 0,8kg. Jedenfalls sind auch die 800 Gramm optisch sichtbar. Männer stehen ja nur frontal zum Spiegel, Frauen drehen sich seitwärts, wollen auch die Konturen sehen.
So kamen mir erst spät in der Neujahrswoche die Auswüchse zufällig zu Gesicht, als ich mich mal drehte und ich dachte sofort an frühere Jahrhunderte. Dieser Erscheinung wurde stets mechanisch entgegen gewirkt, sprich es gab nicht umsonst Leibbinden, Korsagen, Korsetts und Mieder. Das Fett läßt sich locker in den sinnlos leeren Hohlkörper zwischen Becken und Brustkorb drücken. Wenn man nur will und flach atmet.
Jetzt ist das aus der Mode gekommen.
Mir ist zudem aufgefallen, der Gummizug des modischen Herren-Slips ohne Eingriff drückt genau an der gleichen Stelle in das ölige Untergewebe, wie der Stretchbund meiner Jeans. Nicht ohne dort eine tiefe Rille zu hinterlassen. Ist auch nicht schön,
so ein Doppler-Effekt.
Wenn ich bedenke, welch Transfer an Gütern für die Festtage aus südlichen Regionen der Welt zum Fettgürtel, der Nordhalbkugel erfolgt, dann wird mir um die Rotation der Erdachse Angst und Bange. Die im 12 Monatsrhythmus auftretende Gewichtsverlagerung führt wo möglich zum Pendeln der Erde und schaukelt sich auf, bis, ja bis wieder eine Eiszeit kommt und sich alles wieder beruhigt.
Vielleicht ein Gedanke an die Wissenschaft. Womöglich kann man das berechnen. Ich muß mal meine Mathe- und Physikunterlagen raussuchen.